LeserInnenbriefe
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Zlatanismus

betr.: „König, Legende, Gott“, taz vom 22. 6. 16

Zwar fröne ich mitnichten der uneingeschränkten Heldenverehrung, schließe mich gleichwohl dem von der taz geübten Zlatanismus an. Natürlich liegt die fußballerische Wahrheit nach wie vor auf dem Platz, aber klare Ansagen jenseits der Spielfläche sollten weder Protagonisten im Allgemeinen noch Prototypen im Besonderen zwangsläufig ins Abseits stellen. Wir brauchen eben, selbst oder gerade in Zeiten der grenzenlosen Gleichmacherei und Political Correctness, die eine oder den anderen Querdenker*in. Im Sport mögen sie wie technische Kabinettstückchen lediglich das Salz im Einheitsbrei sein, in „anderen wichtigen“ Lebensbereichen rufen sie möglicherweise gerade jene Toleranz und Replik in uns ab, die eine plurale und offene Gesellschaft unbedingt braucht. Also Zlatan, bleib der, der du bist. MATTHIAS BARTSCH, Lichtenau-Herbram

Nicht geglänzt

betr.: „König, Legende, Gott“, taz vom 22. 6. 16

Liebe Doris Akrap, lieber David Joram, eure regressive Heldenverehrung steht in merkwürdigem Gegensatz zur taz-Tradition.

Zlatan Ibrahimovics Mitspieler sind nicht in der Lage, „seine brillanten Pässe zu verwerten“? Brillante Pässe zeichnen sich dadurch aus, dass sie punktgenau ankommen und auch mediokren Spielern Torchancen bieten. Ibrahimovic wurde zum „Erlöser“ dadurch, dass er einem leukämiekranken Jungen, der ihn vor seinem Tod einmal treffen wollte, eine Videobotschaft und signierte Trikots schickte? Ein wahrer Erlöser/Gott hätte den Jungen durch ein Wunder geheilt, und ein wahrer Held hätte wenigstens alles stehen und liegen lassen, um dem Jungen seinen letzten Wunsch zu erfüllen. Abgesehen davon hat Ibrahimovic am Mittwochabend wahrlich nicht geglänzt – im Gegensatz zum ungeliebten Kollegen Cristiano Ronaldo. Macht also bitte aus einem noch so guten Fußballspieler nicht mehr, als er ist: Ibrahimovic kann bosnischer Präsident? Wahrscheinlich so gut wie Maradona Trainer. VOLKER SCHEUNERT, Hamburg

EU braucht England

betr.: „Muss jemand austreten?“, taz vom 23. 6. 16

Dear Ralf Sotscheck, Sie haben ja so recht mit Ihrem Brexit-Text! Nur das Out ist inkonsequent und widersprüchlich. Denn GB ist das Mutterland des Kapitalismus. GB soll not leave; vielmehr soll es, statt nur Extrawürste zu fordern, dabei helfen, EU-Europa zu reformieren. Die Schwäche der Engländer ist, dass sie unfähig sind zu begreifen, dass sie keine Weltmacht mehr sind! Seit 1914. Hätten sie das eingesehen, besser zugegeben, wäre uns viel erspart worden; vielleicht sogar Hitler! Jetzt braucht EU-Europa England, aber keinen Brexit, kein Out! PETER FINCKH, Ulm

Zwei Sätze

betr.: „Muss jemand austreten?“, taz vom 23. 6. 16

Was heute geschrieben steht, ist morgen Makulatur. Und doch wünsche ich, zwei Sätze des taz-Aufmachers am Tag der britischen Brexit-Referendums mögen weiterverfolgt werden. 1. Nur Kranke wissen, wie wunderbar Gesundheit ist. 2. Etwas Besseres als die EU (die neoliberale Organisation) gilt es aufzubauen. Ohne deren Beachtung geht das Siechtum weiter.

KLAUS WARZECHNA, Wiesbaden

Keine Termine

betr.: „516 Euro für die Eltern“, taz vom 22. 6. 16

Dass Reisebüros Visa besorgen und dafür Geld nehmen, ist auch in Deutschland üblich. Das geht meist schneller und man spart eigene Rennerei und Warten. Und dass deutsche Behörden die Terminvergabe nicht auf die Reihe kriegen, ist auch im Inland, zumindest in der Hauptstadt, üblich: Innerhalb von zwei Monaten ist hier für niemand ein Termin beim Bürgeramt zu bekommen. Leider hilft das den Visa suchenden Iranern natürlich auch nicht. SILKE KARCHER, Berlin