Haar in der Wupper

Fortuna Düsseldorf holt einen Punkt in Wuppertal und drei weitere wahrscheinlich am grünen Tisch

WUPPERTAL taz ■ Obwohl die Punkteausbeute ihres Teams in den letzten Tagen ganz beachtlich war, fanden die Fans von Fortuna Düsseldorf am Samstag ein Haar in der Wupper. „Warum ist die Stadt hier so hässlich?“, sangen die rund 2.500 rot-weißen Anhänger im ästhetisch zugegeben suboptimalen Zoo-Stadion des Wuppertaler SV. Auch der 1:1-Auswärtspunkt und die durch die Herbstsonne geschönte bergischen Metropole mochte den Trupp aus der Landeshauptstadt nicht froh stimmen. Sofort nach Abpfiff des rheinisch-bergischen Derbys in der Fußball-Regionalliga Nord trollten sich die Auswärtssupporter Richtung Düsseldorf.

Dabei hätten die Fortunen auch jetzt schon Grund zur Freude gehabt: Gegen ein Team aus der oberen Tabellenhälfte hat Düsseldorf in dieser Spielzeit nicht allzu häufig gepunktet. Nach 31 Minuten waren die Gäste gar durch einen Foulelfmeter von Marcus Feinbier in Führung gegangen. Trotz des raschen Ausgleichs nach einem schnell vorgetragenen Wuppertaler Angriff über die schwächliche rechte Düsseldorfer Flanke (Stephan Bork traf nach 34 Minuten unhaltbar für Fortuna-Torwart Patrik Deuß), trotz allerbester Torchancen des Ex-Fortunen Gustav Policella, blieb Düsseldorf über 90 Minuten im Spiel. In der Schlussphase wurden die bemühten, aber wenig kreativen Wuppertaler sogar müde. Einen Auswärtssieg schien die vorsichtige Elf von Fortuna-Trainer Uwe Weidemann allerdings nicht anzustreben. In den letzten zehn Minuten des Spiels herrschte regionalpolitischer Friede zwischen beiden Teams.

Ein Punkt also in Wuppertal. Am Spieltag zuvor hatte Düsseldorf das wichtige Kellerderby gegen Oberhausen zuhause mit 2:1 gewonnen. Und am vergangenen Freitag berichteten die Nachrichtenagenturen über weitere Punkte, auf die sich die Fortuna freuen kann. Ein kurioser Doping-Fall könnte dem Drittligisten im Abstiegskampf zur Hilfe kommen: Beim 1:2 der Fortuna gegen Kickers Emden am 17. September fiel die A-Probe des Kickers-Spielers Falk Schindler positiv aus. Bei dem 27-Jährigen wurde nach Angaben des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) die verbotene Substanz Carboxy Finasteride nachgewiesen. Schindler verzichtet dem Vernehmen nach auf eine B-Probe. Die Fortuna hat gegen die Spielwertung Einspruch eingelegt.

Die verbotene Substanz ist wohl in dem verschreibungspflichtigen Haarwuchsmittel Propecia enthalten, das Schindler seit dem Jahr 2000 benutzt. „Meine Ärztin hat mir das Mittel empfohlen“, erklärte der Kickers-Akteur sein haarsträubendes Missgeschick. Er leide unter „genetisch bedingtem fortschreitenden Haarausfall“. Der Wirkstoff soll erst seit diesem Jahr auf der DFB-Dopingliste stehen. Das DFB-Sportgericht wird nun über den Fall entscheiden. Rechnet man die drei Punkte aus dem Emden-Spiel hinzu, steht Düsseldorf nun auf einem Nichtabstiegsplatz.

Trotzdem blieb die Stimmung bei den Fortuna-Fans schlecht. Besonders eine umstrittene Personalie drückt auf das Gemüt der Anhänger. Laut Presseberichten soll Ex-Bundesliga-Manager Edgar Geenen ins Fortuna-Management eingebunden werden. Geenen erlangte eine gewisse Berühmtheit, weil er vor Jahren seinen Spielern in Nürnberg gesagt haben soll: „Ihr seid Dreck, Ihr seid nur Abschaum, Ihr seid Müll, Ihr seid wie Lepra.“

Etwas geschmackvoller geht es in Wuppertal zu: Heute wollen das WSV-Vereinspräsidium und Stadtobere erläutern, wie sie das marode Zoo-Stadion endlich aufmöbeln wollen. MARTIN TEIGELER