Rache ist Rotstift

Schleswig-Holsteins Landesregierung friert Zuschüsse für die Dänenschulen ein – auf möglichst niedrigem Niveau

Die Schulen und Kindergärten der dänischen Minderheit in Schleswig-Holstein stehen finanziell auf dem Prüfstand. Ihnen mangelt es an Geld, wie schon oft in der Vergangenheit. Drei kleine Schulen und zwei Kindergärten sollen deshalb geschlossen werden. Die Eltern sind sauer, Lehrer und Kindergärtnerinnen frustriert. „Die schlechte Nachricht traf mich aus heiterem Himmel“, sagt die Schulleiterin der vom Aus bedrohten kleinen Dänenschule in Gulde bei Kappeln, Helga Bade.

Der Dänische Schulverein (Dansk Skoleforening), der Schulen und Kinderhorte trägt, beklagt vehement die starre Haltung der Kieler Landesregierung. „Deren Logik ist offenbar, dass die Minderheitsschulen in Sparzeiten mehr einsparen sollen als die öffentlichen“, so Schuldirektor Anders Molt Ipsen in der Flensburger Zentrale.

Hintergrund des Problems ist die Zuschussregelung für die privaten und damit besonders auch die dänischen Schulen in Schleswig-Holstein. 49 Schulen mit dänischer Unterrichtssprache gibt es zurzeit im Landesteil Schleswig, die von rund 5.700 Schülern besucht werden. Für diese erhält der Schulverein nicht den vollen Betrag, der sich aus den Kosten für einen Schüler der öffentlichen Schulen errechnet.

Bis zur Landtagswahl im Februar hatte es geheißen, die Zuschüsse sollten ab 2006 aufs gleiche Niveau angehoben werden – und der geplatzte Tolerierungsvertrag, den die politische Vertretung der Dänen und Friesen SSW mit Rot-Grün erarbeitet hatte, hätte das garantiert. Die große Koalition aus CDU und SPD jedoch hat weniger für die Minderheiten übrig: Sie verschob die Erhöhung auf 2008 und setzte sie unter einen ausdrücklichen Haushaltsvorbehalt.

Die fehlende Gleichstellung bedeute seit 1998 jährliche Einnahmeverluste von rund einer Million Euro, so der Schulinspektor der Skoleforening, Olaf Runz. „Die Lage ist äußerst prekär.“ Die vorgeschlagenen Schulschließungen sind auch als deutliches Signal nach Kiel und an Dänemark zu verstehen, hieß es aus der Skoleverening. Doch muss deren Vollversammlung darüber entscheiden. Das Gremium tagt am 30. November.

Kopenhagen finanziert mehr als die Hälfte des Schulwesens der Minderheit. Die Kieler Landesregierung hält sich zurzeit in der Zuschussfrage bedeckt. Die einzige Stellungnahme sieht nicht nach einem Entgegenkommen aus. Das Bildungsministerium listet Beträge auf, wonach die Zuschüsse „über Jahre hinweg trotz fast gleich bleibender oder sogar leicht sinkender Schülerzahlen“ gestiegen seien. So seien es 2001 für 5.764 dänische Schüler 23,8 Millionen Euro Landeszuschuss gewesen, 2004 rund 25,2 Millionen Euro (5.708 Schüler) und 2005 würden voraussichtlich fast 25,8 Millionen Euro für 5.724 Schüler bezahlt. dpa