Die neue Nummer eins im Bezirk

Team der Woche: Die Damen des Köpenicker SC sind nach elf Jahren Hurravolleyball in der ersten Bundesliga angekommen. Dort muss sich das erfolgverwöhnte junge Team erstmal wieder an Niederlagen gewöhnen

Es wird ernst für die Volleyballerinnen des Köpenicker SC. Der Überrschungsaufsteiger startet in seine erste Bundesligasaison. Mit Hurravolleyball hatte eine verschworene Gruppe von Jugendlichen in der vergangenen Saison alle Gegner in der 2. Liga zur Verzweiflung gebracht. Eine ganze Spielzeit lang wurde nur gejubelt. 1994 hatte Cheftrainer Michael Lehmann beschlossen, beim KSC leistungsorientiert zu arbeiten. Elf Jahre später spielt Köpenick in der ersten Liga.

Doch der Macher an der Linie, der von den achtjährigen Einsteigerinnen bis zu Freizeitschmetterern beinahe alle, die in Köpenick Volleyball spielen, mit Namen kennt, weiß, dass die Party erst einmal zu Ende ist. Vor der ersten Begegnung – ausgerechnet bei Titelverteidiger Münster – war er äußerst skeptisch. „Es ist eigentlich klar, dass wir verlieren“, meinte er. Es wird nicht das letzte Spiel sein, das die Berlinerinnen abgeben werden. Nach der Verkündung des Spielplans herrschte so etwas wie Ernüchterung beim KSC. Die besten Sechs der Vorsaison, sind die ersten sechs Gegner des Aufsteigers. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass sich der KSC bald ohne jeden Punkt an der Ende der Tabelle befinden wird. „Ich habe schon Angst, dass das auf die Stimmung drückt“, fürchtet Lehmann, „die jungen Spielerinnen kennen das Gefühl zu verlieren doch gar nicht.“ Damit meint er vor allem jene sieben Spielerinnen, die Lehmann zusammen mit seinem Co-Trainer Ralf Hartig über die verschiedenen Jugendmannschaften des KSC an das Bundesligateam herangeführt hat. So viele Spielerinnen aus der eigenen Jugend stehen bei keinem anderen Ligakonkurrenten im Kader. In Liga zwei spielten beinahe ausschließlich so genannte Eigengewächse. Bei allem Stolz auf seinen Nachwuchs war es Michael Lehmann klar, dass sich der KSC verstärken muss, wenn er sein Saisonziel erreichen will, den Klassenerhalt.

Sechs Neuzugänge galt es zu integrieren. Die zwei US-Amerikanerinnen Sarah Rollmann und Katie Wright, die Polin Ilona Farkowska und die Dänin Stine Andreasen haben stehen für das Ende einer Ära, in der schon fremd wirkte, wer nicht mit Berliner Schnauze gesprochen hat.

Die Mannschaft funktioniert vor dem ersten Saisonspiel noch nicht allzu gut. Auch Inga Vollbrecht und Juliane Gramenz, den zwei deutschen Neuzugängen, fehlt noch die Bindung. „Die Harmonie könnte besser sein, die Mannschaftsteile kennen sich noch zu schlecht, keiner weiß so genau, was der andere macht.“ Trainer Lehmann war etwas ratlos vor dem ersten Aufschlag in der ersten Liga. Von der 14-jährigen Saskia Hippe und Sandra Sydlik, die 15 ist, wird er auch noch nicht allzu viel erwarten.

Während die Mannschaft sich also erst noch wird finden müssen, ist das Umfeld mittlerweile auf die Bundesliga eingestellt. Und das war gar nicht so einfach. Die Sporthalle der Flatow-Oberschule ist alles andere als eine bundesligataugliche Spielstätte. Die Verantworltlichen der Liga hätten es lieber gesehen, wenn der KSC umgezogen wäre in eine der großen Berliner Hallen. Doch die Köpenicker setzen auf ihre Wurzeln im Bezirk. Sie wollten dem Beispiel der ehemaligen Berliner Bundesligisten CJD, Volley Cats und VC 98 nicht folgen, die ihre Spiele zwar im geräumigen Sportforum ausgetragen haben, aber eben nicht selten vor weniger als 200 Zuschauern.

Gut, dass die Fußballer des FC Union nur noch viertklassig sind. So sind die Volleyballer plötzlich die sportliche Nummer eins im Bezirk, der anfängt, Geld für den KSC locker zu machen. Der Hallenboden in der Flatow-Halle wurde bundesligatauglich gemacht, die Beleuchtung verbessert. Zudem gibt es die Zusage des Bezirksamtes, dass auf dem Gelände des FC Union bis zum Jahr 2007 eine Sporthalle für mehr als 2.000 Zuschauer errichtet wird. Durch die Umbauten und wegen der Zusage, dass in naher Zukunft eine neue Halle entsteht, konnte eine Ausnahmegenehmigung für die schmucklose Schulturnhalle erwirkt werden. Mindestens 800 Zuschauer erwartet sich der KSC im Schnitt und hofft auf gute Stimmung. Man darf gespannt sein. Denn auch das Köpenicker Publikum ist Niederlagen nicht gewöhnt. Andreas Rüttenauer