plastikchips anderswo: ein erfahrungsbericht
: Leipziger Studierende setzen längst alles auf eine Karte

Chipkarten sind der natürliche Feind des Menschen, will man mir in den vergangenen Tagen immer wieder einreden. Sie seien „blanke Schutzgelderpressungen“, schrieb zum Beispiel ein aufgebrachter taz-Kollege am Mittwoch in einer Rundmail. Da hatte er gerade festgestellt, dass er fortan sein Mittagessen mit einem solchen Plastikteil würde bezahlen müssen, das obendrein noch 7 Euro Kaution kostet.

Ich versteh ihn nicht, genauso wenig wie die TU-Studenten (oder ist es etwa nur ein verbohrter Asta?), die sich über die Einführung einer solchen Chipkarte ereifern, als hinge ihr Leben dran. Wie irrational die Aufregung ist, zeigt allein schon der Vergleich mit der bisherigen Regelung: Gegenüber den taz-Essensmarken aus orangefarbenem Papier und den labbrigen Papp-Studentenausweisen der Vergangenheit sind Chipkarten auf jeden Fall eine Verbesserung. Warum sich diesem Fortschritt ausgerechnet Studenten einer Technischen Hochschule versperren, ist mir ein Rätsel.

Die Vorteile liegen auf der Hand. Deswegen bin ich auch heilfroh, dass die UniCard in Leipzig, wo ich studiere, schon seit dem Sommersemester 2001 obligatorisch ist. Einhelliges Urteil nach einer kleinen Umfrage im Freundeskreis: Keiner möchte die Karte missen, weil sie so vieles erleichtert. „Auf diese Weise können Verwaltungsvorgänge, wie z. B. die Rückmeldung in das folgende Semester, die Zahlung der Semesterbeiträge, der Ausdruck von Bescheinigungen, die PIN-Änderung, aber auch Adressänderungen, unabhängig von den Öffnungszeiten der entsprechenden Verwaltungsstellen erledigt werden“, erklärt die Uni die Kartenfunktionen – und vergisst dabei die wichtigste: Die UniCard schafft Platz im Portemonnaie, weil sie Funktionen bündelt und man fürs bargeldlose Bezahlen in der Mensa und von Kopien nur noch eine einzige Karte braucht.

Was längst nicht heißt, dass auch jeder Zugriff auf alle gespeicherten Daten hat: „Das Sicherheitssystem des Prozessorchips garantiert das Auslesen nur der Daten, die die jeweilige Stelle im Blick auf ihre hochschulinternen Aufgaben gemäß Festlegung des Sächsischen Datenschutzgesetzes, des Sächsischen Hochschulgesetzes und der Sächsischen Studentendaten-Verordnung verarbeiten darf.“

Das Einzige, was mich an der Leipziger UniCard nervt, ist die Inkonsequenz in der Umsetzung. Auch vier Jahre nach ihrer verbindlichen Einführung werden Bibliotheksausweis und Semesterticket noch separat ausgestellt. Warum, verstehe ich ungefähr genauso wenig wie die Aufregung über Chipkarten als Studentenausweis. DAVID DENK