Porträt
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Einnehmendes Wesen: Klaus Michael Kühne, Mäzen Foto: dpa

Spendabler Bestimmer

An Klaus-Michael Kühne hätte Iwan Petrowitsch Pawlow, der mit den Rüden und den Reizen, wohl seine helle Freude gehabt: Der spendable Bestimmer beim Fußball-Bundesligisten Hamburger SV hätte Pawlow wohl zu der Erkenntnis gebracht, dass es den „bedingten Reflex“ auch beim Menschen gibt. Denn wann immer der 75 Jahre alte Logistik-Unternehmer mit dem schlohweißen Haar eine Kamera erblickt , bleckt er sofort die Zähne – breit und ausladend.

Kühne muss wohl irgendwann für sich entschieden haben, dass sein Lächeln etwas Freundliches haben muss. Es wirkt aber mindestens zu 50+1 Prozent bedrohlich. Eine Mehrheit an der HSV Fußball AG besitzt Kühne nominell übrigens nicht, er hält zurzeit elf Prozent. Anders die gefühlte Mehrheit: Beim HSV geht nichts mehr ohne den Hanseaten mit den Manschettenknöpfen, der gerne mal in menschlich fragwürdiger Weise den Daumen über jemanden senkt – etwa im Fall des ehemaligen Geschäftsführers Oliver Kreuzer, dessen Ruf er durch die Betitelung „Drittliga-Manager“ nachhaltig schädigte.

Bei seinem hochverschuldeten Herzensverein ist Kühne längst der Strippenzieher im Hintergrund. Die seit Jahren gewachsene Abhängigkeit des HSV von seinem Gönner führte jetzt zu einem weiteren Deal, beziehungsweise eine „Rahmenvereinbarung zur Qualitätssteigerung“: In den kommenden drei Jahren will Kühne pro Saison 25 Millionen Euro für die Verpflichtung von Spielern zur Verfügung stellen. Es soll die entscheidende Anschubhilfe auf dem Weg zurück nach Europa sein – Spiele in den internationalen Vereinswettbewerben sind Kühnes Ziel. Den jahrelangen Kampf des HSV um den Klassenerhalt in der Bundesliga ist er leid.

Oberflächlich betrachtet, sieht das Modell ganz gut aus für den HSV. Zurückzahlen muss der das Geld nur, wenn das Ziel Europapokal auch erreicht wird – allerdings mit Zinsen. Gelingt die Qualifikation dagegen nicht, ist es Kühne, der sein Geld verliert.

Bei genauerer Betrachtung ist dieses Modell enorm gefährlich für den HSV: Kein Transfer läuft mehr ohne die Zustimmung Kühnes, der mit Fußball-Sachverstand bislang nicht geglänzt hat. Perspektivisches Denken bei der Kaderplanung etwa ist bei dem Senior-Fan nicht wirklich zu erkennen. Große Namen sind ihm wichtig. So gab er 2012 viel Geld dafür aus, dass der HSV den Niederländer Rafael van der Vaart zurückholte, als der längst nicht mehr im Zenit seines Leistungsvermögens stand. Die Aktion geriet zu einer einzigen Enttäuschung.

Jetzt behauptet Kühne, dass er sich nicht in das operative Geschäft einmischen werde. Schwer zu glauben, dass sich so einer daran halten wird. GÖR