wochenschnack
:

die tageszeitung | Rudi-Dutschke-Straße 23 | 10969 Berlin | briefe@taz.de | www.taz.de/zeitung

Die Redaktion behält sich Abdruck und Kürzen von LeserInnenbriefen vor.

Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der taz wieder.

Ein überflüssiges Amt?

BUNDESPRÄSIDENT Joachim Gauck wird nicht für eine zweite Amtszeit kandidieren. Brauchen wir eine Bundespräsidentin? Wer soll es sein?

Joachim Gauck geht. Wer folgt als Nächstes? Wird es eine Frau sein? Foto: ap

Eingearbeitet

betr.: „Die Taktiererei beginnt“, taz vom 7. 6. 16

Als Bundespräsidenten schlage ich Christian Wulff vor. Er hat jetzt an Jahren und damit an Autorität zugelegt, ist eingearbeitet und weiß, wie man Fehler vermeidet. Auch spart die Bundesrepublik Geld. Dass er eine Rehabilitation verdient hat, haben ja schon hohe und höchste Stellen klargemacht.

Ich meine das ernst.

ANNETTE AHME, Berlin

Kluger Kopf

betr.: „Die Taktiererei beginnt“, taz vom 7. 6. 16

Ich schlage Frau Merkel als Nachfolgerin von Gauck als Bundespräsidentin vor. Sie ist ein kluger Kopf, Frau, Pastorentochter, ausgewiesene Politikerin und gute Rednerin und vermutlich auch eine konsensfähige Kandidatin. Zudem wäre es ein krönender Abschluss ihrer politischen Laufbahn und würde ihr ein ähnliches Schicksal ersparen, wie es Heide Simonis widerfuhr.

PETER SCHAEFER, Reutlingen

Alle drei

betr.: „Die Taktiererei beginnt“, taz vom 7. 6. 16

Susanne Baer, Antje Vollmer, Margot Käßmann – women for president, yeah! Am besten alle drei!

INGE WESSELS, Bielefeld

Danke für Weckruf

betr.: „Wie das Kaninchen vor der Merkel“, taz vom 8. 6. 16

Danke, Lukas Wallraff, für diesen Weckruf, von denen es aber noch viel mehr geben müsste. Ja, die kritische Klasse (damit meine ich keinesfalls AfD oder Pegida) bei uns ist schon lange abgetaucht beziehungsweise ganz weggetreten. Oder von Angela Merkel und ihrer Politik eingelullt. Armes Deutschland, oder mit Ihren Worten: „Himmel, hilf!“

GÜNTER KÖHLER, Schwabmünchen

Kuckuck im Nest

betr.: „Wie das Kaninchen vor der Merkel“, taz vom 8. 6. 16

Bernd Riexinger sagt auf Seite 2: „Jede öffentliche Diskussion über eine Person würde zurzeit dazu führen, dass diese Person es garantiert nicht wird.“ Wer müsste das besser wissen als die Presse? Wir sollten ständig über das Prozedere diskutieren, über Volksbeteiligung, über Transparenz, über Entmachtung der Parteien. Aber jetzt doch noch nicht über Personen!

Warum eine Linke, Lukas Wallraff? Warum Lagerdenken? Der Bundespräsident oder die -präsidentin wird immer noch in der Bundesversammlung gewählt!

Eine Frau mit Empathie, frei von äußeren Zwängen, mit einem tiefen Gefühl für Gerechtigkeit, eine standhafte Frau für den Frieden auf der Welt. Doch wollen unsere Eliten, dass sich ein Kuckuck ins gemachte Nest setzt?

NORBERT VOSS, Berlin

Geliebte Zeitung

betr.: „Nachfolger schon gefunden“, taz vom 8. 6. 16

Liebe Titelblattgestalter,

das Thema des Tages, die Ankündigung Gaucks, nicht noch einmal zu kandidieren, fand bei der taz und beim Konstanzer Lokalblatt Südkurier als Aufmacher gebührend Beachtung – mit frappantem Unterschied. Wo der Südkurier jetzt den Nachfolger sucht, ist es bei der taz „Nachfolger schon gefunden“ (Boateng als beliebtester Nachbar Deutschlands).

Das war ebenso schnell wie originell und zugleich eine fällige Antwort auf strammdeutsche Dumpfbackenabsonderungen. Und eine klare Vorgabe auf die Frage, ob man seine Zeitung auch lieben kann.

WOLF-RAINER HENTSCHEL,

Konstanz

Große Rede

betr.: Die Taktiererei beginnt“, taz vom 7. 6. 16

Kaum hat sich die Ahnung gefestigt, dass Joachim Gauck auf eine weitere Amtszeit verzichtet, schon werden Gedanken laut und vernehmlich darüber ausgetauscht, welche Frau oder welcher Mann in das Rennen um die Nachfolge dieses Bundespräsidenten geschickt werden könnte. Jeder Vorschlag ist strategisch durchdacht, weil bedeutungsschwer. So weit, so symbolpolitisch. Doch was ist mit der Tages- und Realpolitik? Wie bewältigen wir auf möglichst breiter demokratischer Basis Klimawandel und Energiewende, Flüchtlingskatastrophe und Integration 2.0, EU- und Eurokrise, Kinder- und Altersarmut, Erosion der Mittelschicht und nicht zuletzt die vierte industrielle Revolution?

Eine neue große Rede im Rahmen des Bellevue-Forums könnte ein ­angemessenes Mittel sein, nachhaltig auf die vor uns liegenden Aufgaben und Notwendigkeiten hinzuweisen, über integrale und verständige Denk- und Lösungsansätze gesamtgesellschaftliche und kulturelle Motivationen und Verbindlichkeiten zu initiieren, die geistig-moralische Haltung der Eliten im Besonderen und die Definition von Normen und Werten im Allgemeinen kenntlich zu machen und wieder mehr einzufordern, kurzum, ein demokratisches Update für Deutschland zu schaffen.

MATTHIAS BARTSCH,

Lichtenau-Herbram

Tschingderassa

betr.: „Überparteilich und lager­gebunden“, taz.de vom 7. 6. 16

Das Karussell der politischen Illu­sio­nen (von Herzogs „Ein Ruck muss durch das Land gehen“ bis zu Gaucks Kriegstreiberei „Deutschland muss mehr Verantwortung in der Welt übernehmen“) soll sich weiterdrehen, und alle suchen fieberhaft nach einem neuen Betreiber. Warum fragen wir nicht nach dem Sinn des Bundespräsidialamtes, das schon mit Lübke einen KZ-Baumeister an seiner Spitze hatte und damit das herrschende System entlarvte.

Brauchen wir rauschende Sommerfeste im Schloss Bellevue und wohlgesetzte Sonntagsreden, wenn doch Tausende Kinder in Deutschland schwer von Armut und Familien von den Hartz-Gesetzen betroffen sind und deutsche Soldaten mit pastoralem Segen im Ausland zu Tode kommen. Bisher gab es kein Veto eines deutschen Bundespräsidenten gegen Kriegseinsätze der Bundeswehr oder Forderungen nach Gesetzen, die die soziale Ungerechtigkeiten, die stete Umverteilung von unten nach oben, im Lande verhindert hätten.

Nutzen wir die Gelegenheit und versuchen ernsthaft, dieses längst überflüssige Amt mit einem letztmaligen Tschingderassa abzuschaffen.

RAIMON BRETE, Chemnitz

Courage zeigen

betr.: „Eine Chance, vier kluge ­Köpfe“, taz vom 8. 6. 16

Alle linken Parteien (SPD, Bündnisgrüne, Linkspartei) verkaufen sich gewaltig unter Wert, wenn sie trotz einer guten Siegchance bei der nächsten Bundesversammlung nicht einen eigenen gemeinsamen Kandidaten zustande bringen, der – wie die hier vorgeschlagenen vier Personen – vor allem ein möglichst unabhängiger Impulsgeber für eine bessere Gesellschaft ist. Sozial­demokraten tun gut daran, endlich einmal Courage zu zeigen und sich stärker von der Union zu emanzi­pieren.

RASMUS PH. HELT, Hamburg