heute in Bremen
: „Behaltet das im Auge“

STÄDTEBAU Vortrag zum Thema „Der Turmbau zu Babel – Brauchen unsere Altstädte Hochhäuser?“

Georg Skalecki

:

57, ist Kunsthistoriker, Landeskonservator und Leiter des bremischen Landesamtes für Denkmalpflege.

taz: Herr Skalecki, in der Einladung zu Ihrem heutigen Vortrag ist von Ihrer „Kritik an der (nicht nur) hiesigen Stadtplanung“ die Rede – was genau kritisieren Sie an der hiesigen Stadtplanung?

Georg Skalecki: Eigentlich gar nicht so viel – ich finde sogar, dass sich die Bremer Bauinvestoren bisher vernünftig verhalten, dass sie sich also zurückhalten. Ich habe vielmehr in einem Aufsatz Anmerkungen zu historischen Städten im Allgemeinen gemacht und geschrieben, dass auf der deutschen Denkmalpflege insgesamt ein großer Druck lastet. Neben Mailand und London ist es Berlin, wo die visuelle Integrität der Stadtsilhouette empfindlich gestört beziehungsweise: zerstört wird. Es gibt eine Hochhausmanie, die auch Bremen erreichen kann.

Was geschieht in Berlin konkret?

Unmittelbar neben der von Karl Friedrich Schinkel entworfenen Friedrichswerderschen Kirche entsteht ein Hochhaus, das genauso hoch ist wie die Kirchtürme – das ist eine visuelle Katastrophe. Und durch die Baumaßnahmen ist die Kirche nun auch noch einsturzgefährdet. Oder auf dem Alexanderplatz: Da sollen neun 150 Meter hohe Häuser gebaut werden.

Aber da gibt es doch gesetzliche Vorgaben…

Klar gibt es die, es gibt auch einen Umgebungsschutz. Aber hier liegen alte Bebauungspläne zugrunde, die genau das zulassen. Der Fehler liegt hier bei der Senatsbauverwaltung: Die hätte diese Pläne im Auge behalten und frühzeitig ändern müssen – oder am besten nie solche Bebauungspläne aufstellen dürfen. Einen Investor, der ein Hochhaus mit Luxusappartements baut, interessiert die historische Umgebung nicht.

Und aus Ihrer Sicht läuft da in Bremen alles rund?

Nun ja, der Kühne-und-Nagel-Bau ist ein Kompromiss, an dem man als Denkmalpfleger schon zu knabbern hat. Und der Wesertower steht viel zu dicht an der Altstadt, der müsste ein paar Meter weiter weg, aber das sind Ausnahmen neben vielen positiven Beispielen.

Zum Beispiel welche?

Zum Beispiel die Erweiterung der Kunsthalle, die ist absolut gelungen. Oder der Neubau der Landesbank, der sich sehr gut einfügt in die benachbarten historischen Gebäude. Ich möchte, dass das so bleibt und anhand solcher Städte wie eben Berlin, Mailand oder London sagen: Schaut Euch das an und behaltet das im Auge!

Interview: SCHN

19 Uhr, Bremer Zentrum für Baukultur, Am Speicher XI