Anschwellender Busverkehr

Bus & Bike Wer mit dem Rad auf die Reise geht, ist häufig auf Überbrückungshilfen angewiesen. Ist der Fernbusverkehr dafür geschaffen – ist der Bus die neue Bahn?

Gegen einen Aufpreis können bei einigen auch Liegerad oder Tandem mitgenommen werden

Keine Frage, die Liberalisierung des Fernbusverkehrs in Deutschland stieß bei vielen Radtouristen auf hoffnungsvolle Sympathie. Mittlerweile sind die Busnetze auf- und ausgebaut worden, so dass jetzt tatsächlich ein ständiger Fernbuslinienverkehr existiert, der weit über Deutschland hinausführt.

Mit dabei zum Beispiel Eurolines, schon vor der Deregulierung bekannt für ihren europaweiten Linienverkehr. Doch welche Enttäuschung: Für den Fahrradtourismus ist das Unternehmen nach wie vor nicht zu haben. „Die Beförderung von Tieren, Fahrrädern und Einrichtungsgegenständen ist im internationalen und nationalen Linien­verkehr nicht gestattet“, heißt es unmissverständlich auf ihrer Website.

Dann also der Postbus, einer der Newcomer. Seit einem Jahr kooperiert er mit Eurolines, gibt sich werbungsmäßig aber recht fahrradfreundlich: „Ihr Rad im Postbus! Gut verstaut im Gepäckraum.“ Pro Rad sind zehn Euro zu zahlen. Das Problem ist zum einen die Quotenregelung: Pro Bus werden maximal drei Fahrräder mitgenommen, verstaut im Gepäckraum. Zum anderen ist der grenzüberschreitende Fahrradtransport noch nicht möglich. Besondere Typen wie Liegeräder oder Tandems sind ohnehin davon ausgeschlossen.

Europäischer Linienverkehr

Auch FlixBus und MeinFernbus sind mit der Liberalisierung vor dreieinhalb Jahren als Start-ups aufgebrochen. Seit einiger Zeit sind sie verbandelt und nun nach eigener Aussage „klarer Marktführer in Deutschland“. Ihr grenzüberschreitender Linienverkehr geht in Richtung gesamteuropäisch, die Liste der Destinationen wird immer länger. Viele der Busse nehmen Fahrräder mit, sogar von hüben nach drüben, befördert auf Trägern und zum Stückpreis von neun Euro. Aber nicht alle Busse. Ob die Möglichkeit besteht, wird bei der Online­buchung sofort angezeigt. Sollte es sich allerdings um ein E-Bike handeln, wird gebeten, vorher telefonisch den Kundenservice zu kontaktieren.

Weitere Linienbetreiber mit wie etwa DeinBus oder Berlin Linien Bus bieten die Fahrradmitnahme ebenfalls grundsätzlich an, haben ähnliche Preise und Bedingungen, insofern muss also auch immer wieder mit Linien ohne Radtransport gerechnet werden. Einen Überblick verschafft die Website www.radreisewiki.de/Fahrradtransport_im_Fernbus (die aber möglicherweise nicht vollständig und auf dem neusten Stand ist).

Eine Art Shuttle-System

Nicht so ganz in das Linienbus-Angebot passen die Veranstalter, die zumindest für die Sommermonate eine Art Shuttle-System organisieren. Zu den wenigen dieser Spezialisten zählt Rucksack Reisen in Münster, die ihr Segment Bike & Bus bereits seit rund 20 Jahren im Programm haben, wie sich Klaus Lange, einer der Gesellschafter, erinnert. „Von Mitte Juni bis Mitte September fahren wir nach Schweden, Juli bis Anfang September in die Region Burgund, jeweils im wöchentlichen Rhythmus.“

Decize heißt der Zielort in Frankreich, gleich drei gibt es in Schweden. Auf der Nordroute kann in Münster, Bremen, Hamburg und Puttgarden zugestiegen werden, Richtung Süden geht’s los in Münster oder Köln. One-way? Kein Problem. Und auch ohne Fahrrad wird man mitgenommen. Aber klar, dieser temporäre Busverkehr ist vorrangig auf Radreisende eingestellt. Also wird für ihre Fahrräder hier tatsächlich Besonderes geboten, nämlich der eigene Anhänger, „mit speziellen Halterungssystemen“, wie Klaus Lange betont. Gegen einen „kleinen Aufpreis“ können hier auch Liegeräder oder Tandems transportiert werden. hd