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Press-SchlagGötzes Dienst

SITZFLEISCHBayern ­München möchte Mario Götze ­loswerden. Doch der will bleiben. Ist das ­verkehrte Welt? Oder ­ökonomisches Kalkül?

Einen sehr gut dotierten Vertrag hatte dieser Offensivspieler bei dem renommierten Bundesligisten. Da machte es ihm nichts aus, nicht eingesetzt zu werden. Eine Zeitung nannte ihn den „teuersten Mitläufer der Liga“.

Doch Herbert Waas blieb bis 1989 in Leverkusen, das „höchstverdienende Opfer schlapper Haltung“, wie die taz damals in besagtem Press-Schlag schrieb.Und heute? Schiebt Mario Götze Dienst nach Vorschrift: Der 23-Jährige hat zwar vom künftigen Bayern-Trainer Carlo Ancelotti erklärt bekommen, dass der ohne ihn plant. Und nun hat ihm auch noch Bayern-Vorstand Rummenigge deutlich gesagt, er solle für sich entscheiden, ob er kontinuierlich spielen will – woanders.

Nö, will er nicht. Seine Lebensleistung hat er erbracht. Es war das 1:0 am 13. Juli 2014 im WM-Finale. Hatte er da etwa kontinuierlich gespielt? Nein, erst kurz vor Schluss war er hereingekommen. So geht Fußball, weiß Mario seither. Dass er noch die Wahl zum „Absteiger des Jahres“ gewonnen hat – 30 Prozent der Bundesligaprofis sehen in ihm den Kollegen, der am tiefsten gefallen ist –, störte ihn auch nicht. Und was ihm Ancelotti, Rummenigge und sein Exberater Volker Struth geraten haben – sich bei einem anderen Verein wieder nach oben zu kämpfen –, juckt Götze nicht. Angeblich hatte Struth einen Vertrag bei Liverpool, wo er unter seinem Extrainer Jürgen Klopp spielen könnte, fertig ausgehandelt.

Götze verkündete jedoch, dass er das Management in die Hände der Familie legt. Sein Vater, Professor für Datentechnik, Dr. Jürgen Götze, soll ihn nun betreuen. Dass Mario Götze sich jetzt ganz offiziell von seinem Vater managen lässt, hat ein interessantes Geschmäckle. In einem Jahr läuft sein Vertrag bei den Bayern, den er doch ach so gerne erfüllen möchte, aus, und dann kann er – sehr zur Freude seines ab jetzt die Honorare einstreichenden Vater-Beraters – ablösefrei wechseln. Dafür scheint es das mittelständische Familienunternehmen Götze sogar in Kauf zu nehmen, dass der Marktwert purzelt. Sie wollen halt abwarten. Und dafür eignet sich eine bequeme Sitzbank doch recht gut. Waas für ein Leben. Martin Krauss

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