berliner szenen Der Teufel steckt im ISDN

Das Peterle

Und wieder einmal sandte der Satan Telekom seinen schwarzen Engel des Todes auf die Erde, und seine Nummer war die 666 und sein Name ISDN, was eine direkte Abkürzung zur Hölle ist und die der Vierfaltigkeit des Bösen: Inkompetenz, Servicemangel, Dünkel und Nachlässigkeit.

So hatte ISDN in meinem neuen Hause Einzug gehalten, fraß sich schwärend durch mein Telekommunikationssystem und verklebte sämtliche Leitungen mit Pech und Schwefel – kurz und schlecht: Ich kam nicht mehr ins Internet, was auch immer ich versuchte. In einem Internet-Café sichtete ich meine Mails und verschickte verklausulierte Hilferufe, denn ISDN durfte auf keinen Fall etwas merken, sonst hätte es mich gewiss getötet! „Nix Mail“, schrie ich zum Beispiel den Redakteur in Großbuchstaben an, „schicken leider!“ – „Nix verstehn – du spinnst wohl“, kam prompt die Antwort, „Szene noch mal, aber in Schönschrift! Zackzack mit ö!“ Während ISDN wütete, gingen mir offenkundig die lukrativsten Aufträge durch die Lappen. Es half alles nichts: Das Peterle musste her! Wenn die Telekom der Teufel ist, dann ist das Peterle Gott. Es kam mit einem Ersatzmodem, viel Zeit und einer Kette Knoblauch ausgerüstet, steckte Leitungen um, murmelte Beschwörungen und äußerte am Ende die VERMUTUNG.

Mit der VERMUTUNG lief ich zum Teufelspunkt, kurz „T-Punkt“. Dort wusste man erwartungsgemäß weder, was man mir verkauft hatte, noch wie es funktionierte, doch eines wusste man genau: Dass die VERMUTUNG des Peterle Unsinn war. Ich weinte, bettelte und schrie schließlich so lange, bis die bösen Menschen entnervt den Techniker anriefen.

Bereits eine Viertelstunde später schickte ich meine Szene an die Redaktion. ULI HANNEMANN