Im Auftrag
der Kanzlerin

WECHSEL Die Journalistin Ulrike Demmer wird stellvertretende Regierungssprecherin

Für René Pfister, den Leiter des Spiegel-Hauptstadtbüros, war Ulrike Demmer am Mittwoch im „Die Lage“-Newsletter die Gewinnerin des Tages. Denn die 43-Jährige wird ab Mitte Juni Stellvertreterin von Regierungssprecher Steffen Seibert.

Sechs Jahre hatten Pfister und Demmer in Berlin zusammengearbeitet. Dann ging sie 2012 zum Focus und anschließend zur Verlagsgruppe Madsack, wo sie erst im vergangenen Herbst als Leiterin das Hauptstadtbüro des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND) aufbaute.

Nun also der Wechsel in die Politik. SPD-Chef und Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel hat sie geholt. „Mit Ulrike Demmer wird eine erfahrene, vielfach preisgekrönte und hervorragend vernetzte Journalistin neue stellvertretende Regierungssprecherin“, teilte er mit. Die SprecherInnenposten sind in der Regierung aufgeteilt: Der oberste Sprecher (Seibert) wird von der Kanzlerin berufen, die anderen beiden (ab Juni Demmer und neben ihr Georg Streiter) kommen von den Koalitionspartnern SPD und CSU. Demmers Vorgängerin, Christiane Wirtz, wechselt als Staatssekretärin ins Justizministerium.

Pfister vermutet in seinem Newsletter, dass nun viele Kollegen „die Nase rümpfen“ würden ob des Wechsels von Demmer. Dabei ist die Geschichte längst durch. Seit Jahrzehnten wechseln JournalistInnen auf Sprecherposten in Wirtschaft und Politik – und manchmal sogar wieder zurück, wie Béla Anda, der erst bei der Bild arbeitete, dann von 2002 bis 2005 Regierungssprecher war und 2012 zur Bild zurückkehrte (die er mittlerweile schon wieder verlassen hat). Also nein, die Nase rümpft kaum noch wer. Allerdings mag Pfisters Ernennung Demmers zur Gewinnerin des Tages ein Indiz dafür sein, wie sehr ein solcher Sprecherposten mittlerweile von den alten KollegInnen als Jackpot und Ausweg aus einer kriselnden Branche wahrgenommen wird. Jürn Kruse