Was gern erzählt wird
: Sichere Gefilde

Hamburger Soundtrack

von Nils Schuhmacher

Das neue Buch von Heinz Strunk wurde ja bereits gewürdigt. Im Gegensatz zu vielen anderen Schreibenden aus seinem Umfeld, so wurde angemerkt, besitze er ausreichend erzählerisches Talent, sodass endlich mal treffend von Belletristik gesprochen werden kann. Obwohl: Im wortwörtlichen Sinne schön ist das nicht, was in „Der Goldene Handschuh“ zur Darstellung kommt. Es geht um Gestank/Verwesung/Tod in genau dieser Abfolge. Ein Panorama des Verfaulens. Die musikalische Staffage ist nicht weniger niederschmetternd und geht über „Es hängt ein Pferdehalfter an der Wand“ kaum hinaus.

Wer als handelsüblicher Journalist des Feuilletons von Strunk etwas dazu wissen will, der trifft sich mit ihm in seiner „eleganten“ Wohnung auf eine Flasche Crémant, dann geht es in das „französische Bistro“ namens „Carmagnole“, um schließlich am Ort des Geschehens Schimmlige und andere gesellschaftliche Randfiguren zu bestaunen, die als Nachfolger von Anus, Soldaten-Norbert, Fiete (Fritz Honka) sowie Gertraud, Anna, Frieda, Ruth (seinen Opfern) fungieren. Huh, das ist gruselig. Wer lieber in sicheren Gefilden bleibt: Strunk liest in der Fabrik aus seinem Roman vor: am 7. und 8. Juni.

Glaubt man dem Waschzettelautor der neuen Platte von Die Heiterkeit, haben diese ebenfalls gerade einen Roman herausgebracht. Zumindest wird „Pop & Tod I+II“ nicht gehört, sondern „gelesen“. Und noch vor dem ersten Wort ist klar: Es handelt sich um ein „Meisterwerk“. Und dazu passt dann ja auch, dass alte Musikmeister wie Kristof (Schreuf) und sogar Schriftsteller (Nagel) mitgesungen haben, während andere wie Ted (Gaier) nur deshalb nicht dabei waren, weil sie zu spät gekommen sind. Was ja auch schon wieder Kult ist, eine Geschichte jedenfalls, die man sich gerne erzählt.

Ansonsten liest sich das Hörbuch als Gesamtstatement für genau die Abwesenheit von „Tod“. Und dann ist es ja nur konsequent, wenn es am 7. Juni im Golem zur – längst ausverkauften – Aufführung kommt, an einem Ort also, wo nobel gesoffen wird, ohne abzusaufen.