Was tun in Hamburg?:
So, 5. 6., 20 Uhr, Polittbüro
Abschied von Fanny
Man wolle „sofort diese herrlichen Protagonistinnen kennenlernen und mit Ihnen Kaffee trinken“: So kündigte der Verein „Gesicht zeigen“ vor Jahren einmal einen „politisch korrekten Abend“ mit der Hamburger Grand Dame der ruppig-liebevollen Kurzgeschichten an. Noch viel schöner: mit Fanny Müller selbst Kaffee zu trinken. Jahrelang hatte ich meiner Mutter, die ein großer Fan ist, Fanny Müllers jeweils neuesten Kurzgeschichtenband geschenkt, mal zum Geburtstag, mal zu Weihnachten. Diesmal sollte es etwas Besonderes sein: eine Widmung musste rein.
Wird nur ein ganz kurzes Treffen, dachte ich. Aber Müller nahm sich Zeit, setzte sich mit mir ins Café – und hörte mir eine Stunde lang zu. Fragte etwa, wie es denn heute so ist bei der taz in Hamburg, wo sie einst ihre ersten Geschichten um Frau K. veröffentlicht hatte. Lästerte auch ein bisschen, aber freundlich. Und hörte weiter zu.
Das war vielleicht ihre größte Gabe: Selbst das banalste Geplapper ernst zu nehmen und in Glossen, Kolumnen und anderen Miniaturen in lebensnahe Momentaufnahmen zu verwandeln. All den alltäglichen Unsinn, all die kleinen Katastrophen nüchtern auf den bauchschmerzenmachenden Komik-Punkt zu bringen, ohne den Menschen der Lächerlichkeit preiszugeben. Eine ganz und gar unzynische Straßensatirikerin voller Liebe fürs Leben und voller Spott für seine Feinde.Ein paar Jahre mehr Leben, das haben viele ihr noch von ganzem Herzen gewünscht. Am 17. Mai ist Fanny Müller gestorben, 74 Jahre ist sie alt geworden.
Schon am Samstagmittag findet ab 13 Uhr ein Trauergottesdienst in der Friedenskirche in der Otzenstraße statt. Und am Sonntagabend nehmen dann KollegInnen, WeggefährtInnen, FreundInnen und alle, die glücklich sind, sie gekannt zu haben, im Polittbüro Abschied. Natürlich mit Keks, Frau K. und all den anderen großen und kleinen Katastrophen. Aus ihren Texten lesen unter anderem Gerhard Henschel, Klaus Bittermann, Susanne Fischer, Doris Gercke, Ernst Kahl, Richard Christian Kähler, Annete Köhler, Gerhard Kromschröder, Christian Maintz, Frank Schulz, Fritz Tietz, Dietrich zu Nedden und Hausherrin Lisa Politt. Der Eintritt ist frei.
Fr, 10. 6., bis So, 12. 6., Wilhelmsburg
Musik-Marathon
Nicht allein an der Tatsache, dass vergangenes Jahr über 14.000 Menschen den Musikmarathon „48h Wilhelmsburg“ besucht haben, lässt sich der Erfolg dieses Stadtteil-Kulturfestivals ablesen. Noch wichtiger, als dem Rest der Stadt ein Wochenende lang all die musikalische Vielfalt Wilhelmsburgs und der Veddel gebündelt zu präsentieren, ist den MacherInnen das Weiterknüpfen eines lokalen Netzwerks und ein erklärt nachhaltiges musikalisches Community Building.
148 Veranstaltungen an 63 Orten sind es diesmal geworden. Das ganze Programm findet sich unter musikvondenelbinseln.de/48h. MATT
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