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OFF-KINO

Off-Kino

Lars Penning

Filme aus dem Archiv– frisch gesichtet

Eine Parodie auf alles, was der Großstadtfilm zu bieten hat, drehten die amerikanischen Animationsfilmer Byron Howard („Rapunzel – Neu verföhnt“) und Rich Moore („Ralph reicht’s“) mit der vergnüglichen Disney-Produktion „Zoomania“ und entwarfen eine Metropole, deren einzelne Stadtviertel jeweils Tieren bestimmter Habitate einen Lebensraum bieten. Hierher kommt die junge Häsin Judy Hopps, eine ambitionierte und ausgezeichnete Absolventin der Polizeischule. Schnell befindet sie sich inmitten eines Kriminalfalls um verschwundene Raubtiere und hat dabei als Landei noch einiges über das Leben in der Stadt zu lernen. Vor allem muss sie ihr Vorurteil gegenüber Füchsen überwinden, denn das Schicksal beschert ihr eine Zusammenarbeit mit dem gerissenen Fuchs und Kleinganoven Nick Wilde. Die Hauptfiguren versprühen einen lässigen Charme in dieser Geschichte, die mit viel Schwung vom Buddy-Movie bis zum Gangsterdrama die verschiedensten Genres persifliert (2. 6.–8. 6. div. Kinos).

Weitaus seltener als die Tonfassung bekommt man die Stummfilmfassung von Alfred Hitchcocks „Blackmail“ (1929) zu sehen, ein spannendes Kriminalmelodram um die kokette Alice (Anny Ondra), die einen zudringlichen Maler ersticht und einem Erpresser in die Hände fällt. Die Handlung der beiden Filme, die auf ein Bühnenstück von Charles Bennett zurückgehen, ist die gleiche, doch mit verschobenen Akzenten: So wird etwa die Unverfrorenheit des Erpressers, der es sich bei Alice’ Familie in der guten Stube gemütlich macht, stärker ausgespielt. Und natürlich gibt es diverse schöne visuelle Ideen, die das Schuldbewusstsein der jungen Frau illustrieren: Als sie nach dem Totschlag verstört durch die Straßen läuft, wird Alice durch die Hand eines Polizisten, der sie über die Straße winkt, die Handhaltung einer Schaufensterpuppe und die ausgestreckte Hand eines Bettlers immer wieder an die schlaffe Hand des Toten erinnert. Mit Anna Vavilkina an der Kinoorgel (4. 6., 24 Uhr; 8. 6., 20 Uhr, Babylon Mitte).

Nazi-Unterhaltung passend zur Fußball EM? Mitten im Zweiten Weltkrieg produzierte man den Fußballfilm „Das große Spiel“ (1942) als Ablenkung vom schrecklichen Alltag. Zwei fiktive Teams kämpfen um einen Pokal, doch die Mannschaft von Gloria hat Sorgen, weil sich der Ersatz-Mittelstürmer und der Torwart um dieselbe Frau balgen. Fußball gibt’s erst so richtig am Ende: 15 Minuten Gekicke im Olympiastadion in Agfacolor. Mit diversen damaligen Fußballstars. Keine Frage, wer dann doch gewinnt (8. 6., 15.45 Uhr, Eva).

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