LESERINNENBRIEFE
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„Welcome“ nicht für jede(n)

■ betr.: „Ein etwas zu rosiges Selbstbild“, taz vom 18. 12. 12

In dem Artikel wurde ein Satz als Zwischenüberschrift hervorgehoben, der schlicht falsch ist: „Hamburg hat seine Ausländerbehörde jüngst zum ‚Welcome Center‘ umbenannt.“ Dieser Satz sowie der ganze Absatz in der 5. Spalte unten sind falsch:

Die Hamburger Ausländerbehörde wurde nicht in „Welcome Center“ umbenannt, sondern Letzteres ist eine spezielle Einrichtung zur Beratung erwünschter legaler EinwandererInnen in der Nähe des Hamburger Rathauses – siehe http://www.hamburg.de/hamburg-welcome-center/.

Die überwiegend unerwünschten Flüchtlinge und MigrantInnen müssen dagegen weiterhin ohne jegliches „Willkommen“ in die Ausländerbehörde Amsinckstraße bzw. in die Erstaufnahmeeinrichtung in der Sportallee. Dort wird dann alles dafür getan, die nicht willkommenen Gäste Hamburgs (wie z. B. die Roma) so schnell wie möglich wieder abzuschieben!

HERMANN HARDT, Flüchtlingsrat Hamburg

Ich hoffe, sie wird General

■ betr.: „Die Mutter der Kompanie“, „Ich will Frau Hauptmann sein“, taz vom 15. 12. 12

Großer Genuss beim Lesen! Tolle minimalistische Einleitung und Schlusssatz von Alem Grabovac.

Klasse, wie Frau Hauptmann Wade sehr konkret und selbstbewusst aus zehnjähriger Diensterfahrung berichtet. Sie benennt das Funktionieren von Männern in ihrer Struktur („Wie viel Prestige kann ich durch die Lösung dieser Aufgabe erhalten?“). Setzt sich selbstbewusst dagegen: „In diesem Sinne führe ich als Frau anders: schaue nach links, rechts, horizontal, vertikal.“

Ich hoffe, sie wird General! MARIANNE LANGE, Bonn

Ein tödlicher Job

■ betr: „Die Mutter der Kompanie“, u. a., taz vom 15. 12. 12

Zuerst dachte ich noch, ich hätte versehentlich die falsche Zeitung bekommen statt meiner gewohnten taz. Aber nein, die meinten das wirklich ernst: Drei Seiten der sonntaz vergeben für „Die Mutter der Kompanie“. Davon zwei Poster (immerhin im spindtauglichen Großformat) und jede Menge seichter Text.

Autor Alem Grabovac, der schon als Kind Männer in Uniform bewundert hat, trifft jetzt auf Frau in Uniform, und vor lauter Bewunderung fällt ihm nicht eine kritische Frage ein, die man hätte stellen können. Immerhin ist Frau Hauptmann nicht in irgendeiner Behörde oder Firma in höherer Position, sondern Soldatin. Da hat man einen Job, wo – wenn es ganz dumm kommt – auch mal getötet werden muss. Eine kleine Tochter hat sie auch noch, was bei dem Beruf eigentlich zu kritischem Nachdenken führen sollte. Ein Luftangriff auf einen geklauten Tankwagen in Afghanistan tötet, wie wir wissen, nicht nur Terroristen, sondern auch Kinder und Eltern von Kindern. Aber der Autor möchte nur wissen, ob es schwerer ist, eine ganze Kompanie zu führen, oder Mutter eines Babys zu sein. Hallo! Geht’s noch?! Ja, es geht noch mehr: „Ein einzelnes Kind kann tollere Dinge verursachen als eine ganze Kompanie mit 120 Soldaten …“ Weiteren Kommentar verkneife ich mir an dieser Stelle, aber ich werde eine Kerze anzünden für alle, die nicht wissen, was sie tun.

HANS MÜLLER-ABELE, Stutensee

Nicht Klischees aufwärmen

■ betr.: „Ich will das so“, taz vom 15. 12. 12

Ich möchte euch für den Artikel über die Prostitution loben. Ich finde es sehr mutig, auch mal gegen den Strom und die Klischees zu schwimmen, um zu zeigen, es kann auch anders sein. Wir alle sind uns klar, dass Zwangsprostitution (aus wirtschaftlichem Zwang oder auch unter körperlichem Zwang) zu Recht verboten ist und intensiver verfolgt werden muss. Wer jetzt von Traumata und Menschenrechtsverletzung spricht, sollte einmal die Scheuklappen des „Was nicht sein darf, das kann nicht sein“ ablegen. Es gibt auch Studien, die belegen, dass viele Pornodarstellerinnen (auch eine Art der Prostitution) nicht schwer traumatisiert und genötigt sind.

Wir sollten nicht die Klischees aufwärmen, sondern die angestoßene Debatte nutzen. Weder die Freier noch die Prostituierten kriminalisieren. Lieber überlegen, wie wir in dieser, ich nenne es einmal: Industrie würdige und sichere Arbeitsbedingungen schaffen können. Dieses Thema hat viele Probleme, und diese gilt es zu lösen.

ANDREAS MORCINEK, Magdeburg