Justizsenatorin lässt sich ihre Akten klauen

KRIMINALITÄT Während Gisela von der Aue sich mit Richtern trifft, räumt ein Dieb den Dienstwagen aus

Justizsenatorin Gisela von der Aue (SPD) ist das Opfer eines Diebstahls geworden. Unbekannte Täter stahlen aus ihrem Dienstwagen taschenweise Akten und mehrere Jacken. „Das waren keine sehr geheimen Unterlagen, aber sie waren schon nicht für jedermann gedacht“, sagt ihr Sprecher Bernhard Schodrowski. Die Polizei hat bisher keine Spur von den Tätern.

Der Diebstahl passierte am Dienstagabend. Von der Aue war zusammen mit ihrem Sprecher auf einer Veranstaltung des Richterbundes in der Kronenstraße in Mitte. Der Fahrer saß im Wagen und verließ ihn nur kurz für etwa zehn Minuten, um einem natürlichen Bedürfnis nachzukommen. „Als wir gegen 21 Uhr fahren wollten, merkten wir, dass der Kofferraum leer war“, so Schodrowski. Die Unterlagen waren nur deshalb überhaupt im Wagen gewesen, weil die Senatorin „diesen auch als Arbeitsplatz nutzt“.

Es fanden sich allerdings keine Einbruchsspuren. Möglicherweise ist von der Aue also das Ziel von besonders gerissenen und technisch gut ausgestatteten Tätern geworden. Die beobachten gezielt die Fahrer teuer Limousinen, wie diese per Funkschlüssel die Tür öffnen oder schließen. Dabei fangen sie das Funksignal auf und schneiden es mit. Das Signal wird von ihnen ausgestrahlt und das Auto öffnet seine Verriegelung. Sie können den Wagen zwar nicht starten und wegfahren, denn dazu müssten die Diebe nach wie vor einen Schlüssel ins Armaturenbrett stecken – aber zum Ausrauben reicht es. So würde sich zumindest erklären, wie die Unterlagen gestohlen werden konnten, ohne den Kofferraum mit Gewalt zu öffnen.

In den Aktentaschen sollen Papiere aus dem Hauptausschuss des Abgeordnetenhauses gewesen sein sowie Unterlagen für den Bundesrat. „Am meisten hat sich der Fahrer geärgert, obwohl er nichts dafür kann“, sagt von der Aues Sprecher. In Zukunft solle der Fahrer den Wagen nur verlassen, wenn er auf einem bewachten Parkplatz steht oder wenn – wie häufig auf Veranstaltungen – auch andere Dienstwagenfahrer vor der Tür warten, die dann ein Auge auf das Auto werfen. SEBASTIAN HEISER