LeserInnenbriefe
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Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

Voyeurismus bedient

betr.: „Friede, Freude, Schokokuchen“, taz vom 30. 5. 16

Der Informationswert des Titelfotos – Sahra Wagenknecht nach dem Tortenwurf – bleibt mir verborgen. Hier wird lediglich ein Voyeurismus bedient, für dessen Befriedigung doch eigentlich das Blatt mit den vielen Bildern zuständig ist. Meine taz sollte sich nicht auf dieses Niveau begeben.

Entschuldigen Sie bitte, Frau Wagenknecht!

FRAUKE SUHR, Lehrte

Super-GAU für die Grünen

betr.: „Grüne Front gegen Ceta bröckelt“, taz vom 29. 5. 16

Es wäre der Super-GAU für die Grünen, würden sie Ceta & Co. nicht stoppen, obwohl sie die Möglichkeit dazu haben: Im gesamten Bundesgebiet kämpfen engagierte Parteiaktivisten mit viel Herzblut gegen diese sogenannten Freihandelsabkommen. Dieser Kampf ist der rote Faden durch alle ihre Aktionen, für viele die Grundlage ihrer Arbeit überhaupt.

Fast die gesamte Basis, sogar die Parteiführung wendet sich gegen eine Unterzeichnung. Sie alle haben erkannt, dass solche Vereinbarungen nicht weniger als das Ende der demokratischen Grundlagen einleiten. Ich gehe so weit zu behaupten, dass es vergleichbar wäre mit der Zustimmung der SPD zum Eintritt in den Ersten Weltkrieg, ein Verrat, der dieser Partei bis heute vorgeworfen wird – zu Recht, wie ich meine.

Die Grünen haben die Möglichkeit, eines ihrer wichtigsten Ziele – die Erhaltung und Festigung der Demokratie – zu erreichen, hoffentlich nutzen sie sie.

FRITZ LOTHAR WINKELHOCH, Gummersbachl

Zum Verzweifeln

betr.: „Grüne Front gegen Ceta bröckelt“, taz vom 28. 5. 16

Es ist zum Verzweifeln. Da schreibt die taz am Samstag, die Grünen würden ihre Glaubwürdigkeit verlieren, wenn sie Ceta zustimmen. Welche Glaubwürdigkeit?

Schon seit Jahrzehnten werfen die Grünen jedes ihrer Prinzipien über Bord, wenn sie dafür Macht und Posten erhalten. Die „pazifistischen“ Grünen waren die erste Partei nach dem Zweiten Weltkrieg, die deutsche Soldaten wieder in einen Angriffskrieg schickten. Die „sozialen“ Grünen haben die Hartz-IV-Gesetze beschlossen. Um nur die schlimmsten Sündenfälle zu nennen. Schon vergessen?

Und am Montag verlangt die taz („Der hohe Preis der Stabilität“, taz vom 30. 5. 16) von der Linkspartei, sich genauso zu verhalten. Um „politikfähig“ zu werden. Liebe taz, Politik bedeutet nicht, dem Zeitgeist hinterherzulaufen, sondern für seine Überzeugungen einzustehen und für sie zu kämpfen. Aber Menschen und Parteien mit Rückgrat scheinen bei der taz nicht mehr gefragt zu sein. Und das bei einer ehemals linken Zeitung. Beschämend!

FRIEDHELM WENNING, Münster

Erbärmlich und unverschämt

betr.: „Nahles contra Alleinerziehende“, taz vom 30. 5. 16

An Erbärmlichkeit und Unverschämtheit kaum zu überbieten. Frau Nahles sollte Herz und Hirn einschalten, falls vorhanden. Mein Job als Alleinerziehende ist lange her, aber noch präsent. Diese Splittung ist realitätsfremd und familienfeindlich – und dazu noch verwaltungsaufwändig.

ELKE KAUFMANN

Das Ende der Sklaverei

betr.: „Mein Jahr mit dem Grundeinkommen“, taz vom 28. 5. 16

„Das bedingungslose Grundeinkommen bedeutet nicht das Ende der Arbeit, aber das Ende der Sklaverei.“

KARL-HEINZ SCHNEIDER, Altenkirchen

Ambivalent

betr.: „In Würde arbeiten“, taz vom 28. 5. 16

Fragen einer arbeitenden Leserin: Das BGE in Form meiner Altersrente vor Augen, kann ich die Vorteile gut nachvollziehen, ebenso angesichts der Beklemmungen einer Freundin, seit mehreren Jahren „Kundin“ des Jobcenters, die sie vor den regelmäßigen Terminen dort bekommt.

Vielleicht ist die Ambivalenz meiner protestantischen Sozialisation geschuldet, vielleicht meinem sozialpädagogischen Maternalismus, der mich befürchten lässt, dass vielleicht nicht alle Menschen gleich gut mit dem BGE klarkämen. Egal, ich bemerke immer wieder, wenn ich mich mit dem Thema beschäftige, dass die Zustimmung weniger von denen kommt, die für die Rechte der Arbeitenden kämpfen (sollten), den Gewerkschaften, sondern zum Beispiel von „Entwicklern und Investoren der Digitalisierung“ (Interview mit E. Schmidt in der taz), während linke gesellschaftliche Gruppen eher für gerechte Löhne und höhere Reichen-Steuern kämpfen.

Fazit: Der Kampf für gute Lebensbedingungen für alle ist etwas anderes als der für das BGE.

Und eine Anmerkung zum Schluss: Dass sich die Männer mit BGE in gleicher Weise für Care-Aufgaben zuständig fühlen werden wie die Frauen, glaube ich erst, wenn ich es sehe!

ANNETTE HIRTLER, Berlin