Region führt oft in die Irre

EINKAUFEN Eine bundesweite Studie der Verbraucherschützer zeigt, dass das Label „Region“ die Erwartungen der Kunden oft nicht erfüllt

Regional gekennzeichnete Produkte halten nicht immer, was sie versprechen: Das geht aus der bundesweiten Studie „Lebensmittel mit regionaler Kennzeichnung – Verwirrspiel oder wichtige Einkaufshilfe?“ hervor, die die Verbraucherzentralen jetzt vorgelegt haben. Untersucht wurden Eier, Milch- und Fleischprodukte sowie Obst und Gemüse. Regionalwerbung sei oft unspezifisch oder im schlimmsten Fall sogar irreführend, teilte die Verbraucherzentrale Niedersachsen mit.

Insgesamt wurden stichprobenartig bundesweit 121 Produkte in Supermärkten, Discountern und Bioläden untersucht. 63 davon waren Lebensmittel mit einem blau-weißen Regionalfenster auf der Verpackung, einer freiwilligen Kennzeichnung mit einheitlichen Vorgaben. 58 Produkte waren mit sonstiger Regionalwerbung gekennzeichnet.

Den Verbraucherschützern zufolge wurden die Erwartungen von Konsumenten an ein regionales Produkt nicht immer erfüllt. Hinweise wie „Gutes aus der Heimat“, „Das Beste von hier“ oder „Ich bin von hier!“ seien oft nicht nachvollziehbar. „Manchmal ist lediglich der Firmensitz oder die Rezeptur regional, während die Zutaten deutlich weiter reisen mussten. Dies ist für Kunden irreführend“, sagte die Ernährungsexpertin der Verbraucherzentrale Niedersachsen, Britta Schautz.

Region ist Ansichtssache

Allerdings verstehen auch die VerbraucherInnen unter dem Begriff „Region“ höchst unterschiedliche Dinge. So ergab bereits 2012 eine bundesweite repräsentative Umfrage im Auftrag der Stiftung Warentest, dass knapp 27 Prozent der Befragten unter Region einen begrenzten Naturraum wie das Marschland verstehen. Für 28 Prozent ist der Landkreis die Region und für 23 Prozent ist ein Bundesland eine Region. Andere verstehen ganz Deutschland als Region, andere ihr direktes Wohnumfeld.

Aus Sicht der Verbraucherzentralen reichen die bisherigen gesetzlichen Regelungen auf europäischer und auf nationaler Ebene nicht aus, um einen transparenten Einkauf regionaler Produkte zu ermöglichen. Außerdem fehlten neutrale Kontrollen und Sanktionen, um VerbraucherInnen vor irreführender Werbung zu schützen.

„Anbieter und Lebensmittelhandel müssen falsche, nicht überprüfbare und unklare Regionalangaben ohne nachvollziehbare Kriterien unbedingt unterlassen“, forderte Schautz. „Ein erster Schritt wäre es, wenn Werbung mit Regionalität Produkten vorbehalten wäre, die mittels Regionalfenster klar über Region, Herkunft der Zutaten und Verarbeitungsort informieren.“ Dem stünden aber noch die gegenwärtigen gesetzlichen Rahmenbedingungen entgegen. (taz)