Weniger Hering kommt ins Netz

FISCHFANG In der Nordsee werden die Quoten 2013 vorläufig leicht gesenkt. Der Fischereiverband sieht darin mehr Nachhaltigkeit, Meeresschützer kritisieren einen halbherzigem Kompromiss

Umweltverbände kritisierten die Entscheidung als halbherzigen Kompromiss

Die norddeutschen Fischer dürfen im nächsten Jahr weniger Fisch in der Nordsee fangen. Das beschlossen die Fischereiminister der EU am Donnerstagmorgen in Brüssel. Die Quoten für Hering, Makrele, Scholle, Seelachs und Schellfisch in der Nordsee setzten sie um 25 bis 30 Prozent im Vergleich zum laufenden Jahr herab. Diese Quoten sind allerdings nur vorläufig, weil die Verhandlungen mit dem Nicht-EU-Mitglied Norwegen noch ausstehen. Danach werden die Fangmengen gewöhnlich leicht erhöht.

Die EU-Fischereikommissarin Maria Damanaki hatte bei Fischbeständen, über deren Zustand keine genauen Daten vorliegen, die Quoten sicherheitshalber um 20 Prozent kappen wollen. Die Minister ließen sich aber nur auf fünf Prozent weniger ein. Die Kommission schlägt die Fangmengen nach Empfehlungen von Wissenschaftlern vor, die Staaten verhandeln dann politisch darüber.

Allerdings nimmt das Unwissen weiter ab. Im Vorjahr gab es noch bei mehr als 60 Prozent der Bestände größere Datenlücken, jetzt nur noch bei 15 Prozent. „Das ist wirklich eine Riesenveränderung“, sagte die EU-Kommissarin. Wenn sich diese Entwicklung fortsetze, sei eine nachhaltige Fischerei bei allen Beständen in der Nordsee innerhalb von fünf Jahren möglich.

Der Deutsche Fischereiverband in Hamburg zeigte sich mit den Beschlüssen zufrieden: „Die Nachhaltigkeitswende bringt Erfolge.“ Umweltverbände kritisierten hingegen die Entscheidung als „halbherzigen Kompromiss“, so Karoline Schacht von der Umweltstiftung WWF: „Statt entschlossen für den Wiederaufbau der Fischbestände zu sorgen, begnügt sich der Ministerrat mit Schleichtempo“, kritisierte sie. Auch Greenpeace sind die erlaubten Fangmengen immer noch zu hoch.

Die Grünen forderten, die wissenschaftlichen Empfehlungen verbindlich zu machen, damit die Minister nicht länger willkürlich die Quoten erhöhen könnten.  SVEN-MICHAEL VEIT