leserinnenbriefe
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Gutscheine erniedrigen

■ betr.: „Entscheidung des Tages: Gutscheine für die Kinder?“,taz vom 24. 11. 09

Oje, jetzt müssen schon die unter Dreijährigen zum Ballett oder/und zum Klavierunterricht! Oder wie bitte schön soll man sonst die 150 Euro pro Monat (!) in Gutscheinen für Bildung von Kleinkindern auf den Kopf hauen?! Krabbelgruppen, Spielplatz und Spaziergänge in der Natur sind meines Wissens umsonst.

Über eine finanzielle Anerkennung meiner Erziehungsarbeit oder eine Entschädigung dafür, dass ich meinen Beruf so lange aufgegeben habe – darüber hätte ich mich damals gefreut. Gutscheine dagegen erniedrigen. ULRIKE NEHLS, Reutlingen

Vorbestimmtes Ergebnis

■ betr.: „Durch den Beton der Vorurteile“, taz vom 25. 11. 09

Vielleicht sollten die AutorInnen dieser Studie, mit vorbestimmtem Ergebnis, einfach selbst den „Beton der Vorurteile“ durchbrechen. Nur 21 % der Studenten in Ingenieurstudiengängen sind Frauen, dafür aber 96 % in der Veterinärmedizin. Diese Entscheidung für bestimmte Berufe ist freiwillig und die eigentliche Ursache für die „gläserne Decke“. Ich möchte jedenfalls keinem besseren Bewerber aufgrund einer Quotenregelung vorgezogen werden.

ANDREE GARDUHN, Hohen Neuendorf

Herrenrunden unter sich

■ betr.: „Durch den Beton der Vorurteile“, taz vom 25. 11. 09

Auch die aktuelle Studie des Sinus-Instituts belegt, wie schon zahlreiche Studien vorher, in welchem Dilemma Frauen in Führungspositionen stehen. So traurig wie wahr! Doch in allen Diskussionen über den Frauenanteil in Managementpositionen vermisse ich einen Punkt, der meiner Ansicht nach die entscheidende Barriere darstellt. Wie mir vor einigen Jahren mal die Chefsekretärin eines Vorstandsvorsitzenden einleuchtend erläuterte: Frauen stören, wenn nach der Konferenz die Nutten eingeladen werden. So einfach ist das?! Da bleibt für die hoffnungsvolle weibliche Führungskraft nur die Leitung einer Zweigstelle, damit die Herrenrunde weitgehend unter sich bleiben kann. Darüber spricht Mann natürlich nicht so gerne. Wäre aber mal eine Studie wert. BETTINA MOHR

Elitäre Sichtweise

■ betr.: „Oberrektorin rüffelt Studenten als ungeduldig“,taz vom 25. 11. 09

Die Kritik am Demokratiedefizit an deutschen Hochschulen als „baren Unfug“ zu bezeichnen, kommt einer Leugnung des Klimawandels gleich. Die Aussage Margret Wintermantels zeigt einmal mehr die elitäre Sichtweise und Arroganz der höchsten Verantwortlichen beim Umgang mit den studentischen Anliegen. Das geringe Mitspracherecht der Studenten an deutschen Hochschulen ist ein schlichter Fakt.

An der Universität Münster beispielsweise ist der Hochschulrat seit 2007 mit den wichtigsten Entscheidungsbefugnissen betraut. Dieser Rat setzt sich aus drei hochschulinternen (kein Student) und fünf externen Personen zusammen. Wobei Letztere vornehmlich aus der Wirtschaft stammen. Die beteiligten Personen werden von einem sogenannten Auswahlgremium vorgeschlagen. Der Senat der Hochschule muss den Mitgliedern dann zwar zustimmen, jedoch kann selbst bei dieser Zustimmung nicht wirklich von einem demokratischen Vorgang gesprochen werden, da nur vier der 23 Mitglieder Studenten sind. Des Weiteren finden die Sitzungen des Rates unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Eine Kritik am Vorgehen des Rates wird somit stark erschwert. Die Installierung dieser Hochschulräte steht wie die Einführung der Studiengebühren für eine Elitisierung des universitären Bildungssystems, die Stimme der Studenten wird nicht gehört. JAN WELLE, Münster

Yes we can, but not yet!

■ betr.: „Obama sprengt Friedenspolitik“, taz vom 26. 11. 09

Obama, der Ankündigungsweltmeister? Wir ahnten es ja alle, er wollte/sollte die halbe Welt verändern. Und nun? Guantánamo: existiert weiter, kein Ende in Sicht. Afghanistan: 30.000 zusätzliche Soldaten, kein Konzept. Palästina: kein wirkliches Engagement, kein Konzept. Weltfinanzkrise: kein Wille zu Änderungen sichtbar. Climate Change: yes we can, but not yet! Hoffentlich schämt er sich bei der Entgegennahme des Friedensnobelpreises in Oslo. UWE HANSEN, Oldenburg