Eine sonntaz des Ankommens

EDITORIAL

Denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.“ So steht es in der Weihnachtsgeschichte. Josef und Maria, unterwegs nach Bethlehem, in das jüdische Land. Dort wird dann, in einem Stall, das Kind geboren. Jesus. Wäre das nicht im Stall geschehen, wäre das ganze Konstrukt, auf dem das Christentum fußt, noch brüchiger gewesen. Es beruht ja eh auf einem Glauben. Bewiesen ist nichts, aber, so sagen es Theologen, der Junge musste im Stall auf die Welt kommen, Menschensohn in der Armseligkeit werden, um von Anfang an klar zu machen, für wen er da sein soll: für die, die am Rande stehen, die Schwachen, die Aussätzigen, die armen Schlucker.

Wir haben uns in dieser sonntaz, der letzten vor Weihnachten, die Herberge vorgenommen. Ein transitorischer Ort ist das, Heimstatt für eine Zeit. Wo Herberge ist, ist Wärme, ist Geborgenheit, ist Schutz vor dem, was draußen unheimlich ist und frieren lässt. Gut, wenn man eine hat.

Und schwierig, wenn man eine sucht und keine findet. So wie die Roma-Familie, die wir für diese Ausgabe ein Stück begleitet haben. Seit drei Jahren zieht sie in Berlin von Bleibe zu Bleibe, weil sie keinen festen Platz findet, keinen finden soll.

Manch einer trägt die Herberge auch mit sich. So wie die Schnecke ihr Haus oder unser Lkw-Fahrer, der Alex. Muss für die Nacht nur hinter den Fahrersitz seines 40-Tonners klettern und hat es da wohlig und warm. Mit Standheizung, mit Laptop, mit Subwoofer.

Wir bitten Sie herein in die sonntaz – wie der Hüttenwirt in den Tiroler Alpen seine Wanderer. Legen Sie noch ein Scheit Brennholz auf, ziehen Sie durch die Herbergen, die wir aufgesucht haben. Auch in einem Stall waren wir, einem voller Kühe und ganz ohne Messias.

Und wir haben taz-Autorinnen gebeten, Orte zu beschreiben, an denen sie sich einmal verloren fühlten. Welche Orte das sind, können Sie erraten. Schicken Sie bis 27. Dezember 2012 mindestens drei richtige Antworten an sonntaz@taz.de, Stichwort: „Rätsel“, und gewinnen Sie.

Der erste Preis: die Spatzenherberge aus dem taz-shop. Der zweite und dritte Preis: je eine Ausgabe des schönen Spatzenbuchs von taz-Aushilfshausmeister Helmut Höge.

Die Verlosung ist ohne Gewähr.

■ Wir wünschen Ihnen Freude beim Lesen, Glück beim Raten und wunderschöne Weihnachtstage dazu – Ihre sonntaz-Redaktion