mietenspiegel
: Preiswerte Brücken

Die Mieten in Hamburg steigen etwas langsamer. Aber sie steigen auf der weiterhin nach oben offenen Mietenskala. Das als erfreuliche Nachricht zu interpretieren, bleibt einem verbalakrobatischen Senator vorbehalten, der das Grundrecht auf Wohnen unter Fallzahlen und Prozent-Kolonnen begräbt.

Kommentarvon Sven-Michael Veit

Hamburgs Mieter sind am Ende ihrer Zahlungsfähigkeit angelangt. In den wichtigsten Segmenten, bei den kleinen und mittelgroßen Wohnungen ohne Luxus-Schnickschnack, widerlegen die Steigerungsraten der vergangenen Jahre das Märchen vom Ende der Wohnungsnot.

Denn viele Menschen, und nicht nur Wenigverdienende oder Familien mit Kindern, haben es längst aufgegeben, nach einer neuen oder größeren Wohnung zu suchen. Nicht, weil sie die nicht nötig hätten, sondern weil sie diese ohnehin nicht bezahlen könnten.

Die Nachfrage nach Wohnungen ist vor allem gesunken, weil Armut lange vor der Obdachlosigkeit beginnt. Und weil, wer es sich leisten kann, weiterhin aus der angeblich wachsenden Stadt ins weniger teure Umland flieht.

Verschärft wird die Situation durch die Sozialreformen des Bundes. Ein ALG-II-kompatibles Dach über dem Kopf darf gerade mal fünf Euro pro Quadratmeter kosten – in der Millionenstadt Hamburg kaum noch zu finden. Nicht zuletzt, weil dieser Senat die öffentliche Förderung bezahlbaren Wohnraums de facto eingestellt hat.

Aber in keiner europäischen Stadt gibt es ja so viele Brücken wie in Hamburg. Gute Nacht.