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"Märtyrer"-SchauProvokation ohne Mehrwert

Die Ausstellung wird zwangsläufig eine frömmlerische Angelegenheit werden

Das Künstlerkollektiv The Other Eye of The Tiger will zusammen mit dem dänischen Dramatiker Christian Lollike am 26. Mai in Kopenhagen ein „Märtyrermuseum“ eröffnen. Lollike ist berühmt-berüchtigt, 2012 ließ der Theatermacher das „Manifest“ des norwegischen Massenmörders Anders Breivik vortragen. Jetzt soll zwei Wochen lang der Begriff des Märtyrers aus so vielen Blickwinkeln wie möglich dargestellt werden. Was dann heißt, dass man in der Ausstellung auf Jeanne d’Arc und Rosa Luxemburg trifft, zusammen mit den Brüdern Khalid und Ibrahim El Bakraoui, die bei den Anschlägen in Brüssel umkamen, als sie 35 Menschen in die Luft sprengten. Bei den Führungen durch die Ausstellung soll zudem Foued Mohamed Aggad, einer der Attentäter aus der Pariser Konzerthalle Bataclan, vorgestellt werden, kündigte Mitinitiatorin Ida Grarup Nielsen an.

Prompt folgte die kalkulierte Empörung. „Wenn man Terroristen als Helden darstellt, dann legitimiert man sie und ermutigt andere, terroristische Taten zu begehen“, befand Diego Gu­gliotta, Politiker der dänischen Regierungspartei Venstre, und erstattete Anzeige. Aber was haben Märtyrer mit Helden zu tun? Märtyrer und Märtyrerinnen gibt es im Christentum und im Islam – dabei handelt es sich um Menschen, die um des Bekenntnisses ihres Glaubens willen ihren gewaltsamen Tod erdulden. Das ist dann fromm, aber ist es heldenhaft? Im Islam darf man diesen Tod dann offenbar auch gezielt suchen, wofür man im Paradies mit 70 Jungfrauen belohnt wird.

Die Ausstellung wird also zwangsläufig eine frömmlerische Angelegenheit werden, die tatsächlich wie die Religionen selbst, die Märtyrer anerkennen, Selbstopfer und Fremdopfer legitimiert. Nichts Neues also, nur ein bisschen anders kostümiert, wie es im Theater ja gern der Fall ist. Rosa Luxemburg und Sokrates – der auch in diese Reihe gestellt wird – sind aber definitiv keine Märtyrer, sondern Opfer politischer Gewalt. Diese Begriffsverwechslung zeugt nicht gerade von großem politischem Verständnis, und eine weiter bedenkenswerte Provokation liefert sie auch nicht. Wbg

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