Kulturelle Stereotype entziffern

Weltweiter Schülerwettbewerb Mondialogo wird zwei – und übt kritischen Kulturdialog

Vor einem Jahr bestand interkultureller Dialog bei DaimlerChryslers Weltschulprojekt aus einem Klischee. Den SchülerInnen aus der Ersten und der „Dritten Welt“ wurde in Barcelona im Detail die Herstellung spanischen Essens erklärt. Bei der anschließenden Vorstellung der Teams wähnte man sich unvermittelt unter Volkstanzgruppen. Jetzt will die Zusammenarbeit des Autobauers mit der UN-Filiale für Kultur und Bildung, Unesco, raus aus den Kinderschuhen. Mondialogo hat die pädagogischen Leitlinien aufgemotzt.

„Wir wollen noch stärker darauf hinwirken, dass neben einem einvernehmlichen Dialog über kulturelle Gemeinsamkeiten auch ein Diskurs über kritische Themen wie Rassismus oder kulturelle Stereotype möglich wird“, sagte der Öffentlichkeitsarbeiter für Mondialogo, André Paris. Sämtliche Einzelprojekte, das ist in der Regel jeweils eine Schule aus einem Entwicklungs- und einem Industrieland, sollen durch eine Ich, Du- und Wir-Phase gehen. Die Ich-Phase soll den TeilnehmerInnen ihre eigene kulturelle Herkunft bewusst machen – und dabei die Wertschätzung für die Besonderheiten der Herkunft erhöhen.

Anschließend sollen die Schüler in den Du-Moment eintreten. Dabei geht es darum, die kulturellen Eigenheiten der Teampartner zu erkennen – und besser zu verstehen. In der darauf folgenden Wir-Phase wird es dann rosarot. Die Teams, so erläutert ein pädagogischer Mitarbeiter, teilen Ideen und reflektieren den weiteren Kontext interkultureller Zusammenarbeit. Es ist übrigens kein Wunder, dass das internationale Unternehmen DaimlerChrysler auf diese Phase viel Wert legt: Im Alltagsgeschäft hat es sich erwiesen, dass etwa nordamerikanische und deutsche KollegInnen sich nicht so prima verstanden, wie sich das Management des Autos mit dem Stern dies wünschte.

Die Teilnehmer des zweiten Mondialogo-Wettbewerbs werden kommendes Jahr nach Mexiko fliegen, um dort beim Abschlusssymposium ihre Partner kennen zu lernen. 2004 hatten 25.000 SchülerInnen aus 126 Ländern beim interkulturellen Dialog mitgemacht, ins Finale kamen 100 Schüler. Bewerben kann sich übrigens jede Schule.

CHRISTIAN FÜLLER

Anmeldeschluss für den Mondialogo-Schülerwettbewerb: 15. November. www.mondialogo.org