Volle Kanne: Turbine Potsdam dreht richtig auf

4:0 Zum Abschied von Trainer Bernd Schröder schenken ihm die Kickerinnen einen Sieg

Potsdams Trainer Bernd Schröder ist in den letzten 45 Jahren so ziemlich alles gewesen, was man im Vereinsfußball so sein kann. Zwölfmal Meister, dreimal Pokalsieger, zweimal Champions-League-Gewinner. Das sind die wichtigsten seiner insgesamt 24 Titel, die auf dem Briefkopf von Turbine Potsdam aufgelistet sind. Am Sonntag leitete Schröder seine Kickerinnen ein letztes Mal im Karl-Liebknecht-Stadion an, zum vorletzten Bundesligaspiel war der VfL Wolfsburg angereist.

Die Wolfsburgerinnen schienen für den Zweck eines Schröder’schen Abschiedsspiels freilich eher ungeeignet. Erstens, weil sie bereits das Champions-League-Finale erreicht haben und somit zu den zwei besten europäischen Teams gehören. Zweitens, weil sie in der Bundesliga auf Platz zwei rangieren, diesen aber noch nicht sicher haben. Einfach mal so drei Punkte an den Schröder verschenken, weil der das verdient, war deshalb nicht drin.

Bernd Schröder musste auf sein Team vertrauen, das im offiziellen Stadionmagazin Die Turbine nicht eben glimpflich davongekommen worden war. „Eine Saison zum Vergessen“, resümierte Die Turbine. Das stimmt auch. Platz acht, mehr Niederlagen als Siege, weit entfernt von den anvisierten Europapokalplätzen.

Vielleicht hatte Schröder auch deshalb darum gebeten, ihn „doch ohne laute Geräusche gehen zu lassen“. Das hätte allerdings etwas irritierend gewirkt und wäre bestimmt nicht im Sinne der 3.820 Fans gewesen, die für eine Saison-Rekordkulisse sorgten. Unter die Fans in Blau und Weiß mischte sich auch der Potsdamer Oberbürgermeister Jann Jakobs. Er trug das goldene Buch der Stadt mit sich, in das Schröder sich eintragen durfte. Denn, so Jakobs: „Er ist ein Botschafter des Sports und hat den Namen Potsdam in die Welt getragen.“ Irgendjemand hat diese Information den Turbine-Spielerinnen wahrscheinlich schon vor der Partie gegen Wolfsburg gesteckt. Sie rannten fast so, als ginge es um ihr Leben. Dazu kamen dusslige Fehler des VfL, so ließ Torfrau Almuth Schult den Ball nach einer Ecke durch die Beine kullern. Das war das 1:0 für Turbine durch Tabea Kemme (27.), dem Laura Lindner (55./64.) und Felicitas Rauch (84.) noch drei Tore folgen ließen. 4:0. Gegen Wolfsburg. Welch ein Triumph! David Joram