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Press-SchlagFieberhafte Suche nach dem großen Guru

TRAINER Alle wollen Markus Weinzierl. Sogar die Gladbacher bekennen sich deshalb nicht zu ihrem Erfolgscoach. Warum nur?

Markus Weinzierl ist der Mann der Stunde. Schon in der jüngsten Vergangenheit wurde er vielerorts als Trainer gehandelt. Bayer Leverkusen oder der Mäzenverein aus Leipzig haben schon mehr oder minder heftig mit ihm geflirtet. Und nun sollen Schalke 04 und Borussia Mönchengladbach angeblich um die Wette buhlen. Der Augsburger Trainer Weinzierl ist so etwas wie ein Pep Guar­diola oder Thomas Tuchel für Arme – und unter diesem Sammelbegriff kann man ja die derzeit abgehängte Bundesligakonkurrenz durchaus subsumieren. Der Glaube an den großen Guru, an den hehren Heilsbringer ist seit Peps dreijähriger Audienz in München stärker denn je in der Bundesliga verbreitet. Und das führt zu einem bizarren Gerangel um die raren vermeintlich genialen Köpfe am Spielfeldrand. Keiner will sich vorwerfen lassen, sich nicht rechtzeitig bemüht zu haben. Und so wird das Trainerkarussell noch früher und schneller in Bewegung gesetzt. Da kann es dann schon einmal vorkommen, dass wie im Fall von Borussia Mönchengladbach ganz in Vergessenheit gerät, dass der aktuelle Coach André Schubert eigentlich auch gar keine so schlechte Bilanz vorzuweisen hat.

Schubert sah sich gar am Samstag genötigt, selbst an seine Erfolge zu erinnern. Seine Mannschaft hatte sich gerade den Platz für die Champions- League-Quali gesichert. Seit seiner Amtsübernahme in Gladbach, das mit fünf Niederlagen in die Saison gestartet war, hatten nur der FC Bayern und Borussia Dortmund erfolgreicher gespielt. Über 20 Punkte mehr als Wolfsburg, so rechnete Schubert vor, habe das Team unter seiner Führung erreicht, und 10, 11, 13 Punkte mehr als Schalke oder Hertha. Da hatte sich einer sehr gewissenhaft vorbereitet. Das Bekenntnis des Vereins, man werde „Stand heute“ weiter mit ihm zusammenarbeiten, eignet sich allerdings auch nicht so recht als Ruhekissen. So trat Schubert als sein eigener Fürsprecher auf, und das hatte dann doch etwas sehr Demütigendes. Existenzängste gibt es eben längst nicht mehr nur in der Abstiegszone.

Auch Roger Schmidt konnte seinen Posten nur durch eine Siegesserie auf den letzten Metern retten. Ansonsten hätte Leverkusen wohl auch noch einmal um Weinzierl mitgeboten. Die Wertschätzung von Trainern, die bei kleineren Klubs erfolgreich wirken, ist exponenziell angestiegen. Bei Leipzig, die Weinzierl nicht bezirzen konnten, wähnt man sich nun glücklich, vor allen anderen diesen Ralf Hasenhüttl von Ingolstadt geschnappt zu haben. Dort wiederum ist man froh, sich noch vor Augsburg die Dienste des begehrten Ex-Karlsruher Trainers Markus Kauczinski gesichert zu haben. Und Heidenheims Trainer Frank Schmidt werden gewiss auch bald ein paar schöne Angebote ins Haus flattern. Europa-League-Qualifikation hin oder her, Schalke 04 ist mit André Breitenreiter, dem viele nach der Bundesligasaison mit Paderborn eine große Zukunft vorausgesagt haben, unglücklich.

Die fieberhafte Suche nach dem großen Guru wird immer kurzatmiger. Eine Entlassung des Role Models Pep Guardiola hätte vielleicht für ein wenig Beruhigung in der Branche sorgen können. Denn das ganz große Versprechen – den Champions-League-Sieg – hat schließlich selbst der Oberguru nicht eingelöst. Johannes Kopp

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