„Religiös neutral“

Heiligabend Heute braucht keiner alleine bleiben: In 23 Stadtteilen finden offene Weihnachtsfeiern statt

■ ist Vorsitzender der Anneliese-Loose-Hartke-Stiftung. Der promovierte Philosoph und Theologe arbeitet seit 1983 in der Bremer Senatskanzlei.

taz: Herr Hafner, ist die Zahl der Menschen, die Heiligabend alleine sind, gewachsen?

Helmut Hafner: Das kann ich Ihnen nicht sagen, denn die Zahl derer, die an unseren Weihnachtsfeiern teilnehmen, schwankt. Wenn also in Schwachhausen plötzlich 80 anstatt 15 Menschen kommen, dann hat das mit einem besseren Netzwerk von Ehrenamtlichen in diesem Stadtteil zu tun, die eine solche Feier organisieren und von ihr erzählen – nicht unbedingt damit, dass es dort mehr einsame Menschen gibt. Aber fest steht: Die Mehrzahl der Haushalte sind Single-Haushalte.

Die Anneliese-Loose-Hartke-Stiftung lädt zu Weihnachtsfeiern in über 20 Bremer Ortsteilen ein – welche sind denn immer am besten besucht?

Während in Horn um die 50 und in Mitte, also in den Weserterassen, an die hundert Leute kommen, sind die Feiern in Tenever mit zweihundert Menschen immer sehr gut besucht. Das liegt aber vor allem daran, dass dort oder auch in Obervieland sehr gute Netzwerke existieren.

Und wie läuft das dann ab – treffen sich ältere Menschen zum Gottesdienst und singen dann gemeinsam Weihnachtslieder?

Das Durchschnittsalter der Teilnehmer liegt irgendwo zwischen 50 und 65 Jahren, aber es sind auch sehr viele junge Leute dabei, zum Beispiel Studenten, die weit weg von zu Hause sind, oder Alleinerziehende mit ihren Kindern. Und manchmal kommen auch ganze Familien, die einfach nur ein halbes Stündchen bleiben wollten und dann doch den ganzen Abend auf einer unserer Feiern verbringen. Und: Die Weihnachtsfeiern laufen vor einem religiös neutralen Hintergrund ab.

Das heißt, es nehmen zum Beispiel auch muslimische Menschen teil?

Ja. In Hemelingen hat sogar mal die Kuba-Moschee für das Weihnachtsessen gesorgt, das war toll. Auch das kulturelle Programm wird von den Menschen in den entsprechenden Stadtteilen selbst organisiert, das können Konfirmanden in Horn sein, die etwas vortragen oder Weltmusiker, so wie heute Abend in den Weserterrassen: Da treten Mitglieder der Gruppe Siembra auf.

INTERVIEW: SCHN

Die Weihnachtsfeiern beginnen je nach Stadtteil Heiligabend zwischen 14 und 19 Uhr. Alle Veranstaltungsorte und -zeiten unter: www.anneliese-loose-hartke-stiftung.de