Das „Jolly Roger“-Raumspray

Während der Winterpause der Regionalliga Nord stellt die taz an dieser Stelle Fanartikel vor, die es noch nicht gibt, aber dringend geben sollte. Heute: Ein Duft für echte St. Paulianer – vor allem solche in der Ferne

Dem FC St. Pauli huldigen weltweit 280 organsierte Fanclubs. Nicht alle können immer auch nach Hamburg, ins Stadion. Das Spiel-Erlebnis holen sie sich trotzdem: per Public Viewing in ihren Stammkneipen. Aber was ist mit der dritten Halbzeit im „Jolly Roger“, der nach der Piratenflagge „Lustiger Rüdiger“ benannten Fankneipe gegenüber vom Millerntor. Dieses intensive Körpererlebnis, akustisch oft genauso ausufernd wie im Spiel, geruchstechnisch von durchdringender Qualität, lässt sich nicht einfach in jeder x-beliebigen Pinte in Malmö oder Mumbai simulieren. Duftexperten ist es jetzt gelungen, diese einmalige Mischung aus Bier, Lederjackenfett und Freibeuterschweiß nachzubauen und abzufüllen. Nur 1910 Milliliter des „Sprüdi“ – kurz für „Sprühender Rüdiger“ – reichen, um das typische Jolly-Flair überall auf der Welt in Sekundenschnelle über den Geruchssinn aufzunehmen. Da der Jolly-Duft je nach Spielergebnis leicht variiert, können Fans zwischen der Winning- und der Losing-Edition wählen. Nach Siegen ist das körpereigene Glückshormon Dopamin beigemischt, weshalb „Sprüdi plus“ auch als Aphrodisiakum ein Knaller ist. „Sprüdi minus“ ist dagegen eher bei der kollektiven Trauerarbeit behilflich. Für die Reisekader gibt es zusätzlich „Sprüdi Antihool“, das sich ohne weiteres zu Reizgas umrüsten lässt. Und auch für die Besucher der Haupttribüne, die nach dem Heimspiel sehnsuchtsvoll aufs „Jolly Roger“ starren, sich aber nicht reintrauen, gibt es jetzt Trost: „Sprüdi women“ und „Sprüdi men“ als edle Flakons mit Eau de Toilette drin.  RLO