LeserInnenbriefe
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Gute Fortschritte. Hoffentlich

betr.: „Antiterroreinsatz im braunen Untergrund“, taz v. 20. 4. 16

Na also! Geht doch, wenn man will. Die Genesung der deutschen Behörden in punkto Beeinträchtigung der ,,Rechten Sehkraft‘‘ scheint gute Fortschritte zu machen. Hoffentlich!?

FERN MEHRING, Dortmund

Detailkenntnis und Überblick

betr.: „Es nutzt der AfD, wenn man sie dämonisiert“, taz vom 18. 4. 16

Man muss Sahra Wagenknecht neben Detailkenntnis auch die Fähigkeit zum seriösen Überblick bescheinigen. Bei permanentem Sozialabbau, Lohndumping, aufstockenden 1-Euro-Jobbern und Altersarmen, bei Lobbykratie statt Demokratie und Steuergeschenken an Reiche statt Steuergerechtigkeit ist der Zulauf zu AfD oder Pegida kein Wunder, sosehr ich ihn verabscheue. Und natürlich hat Wagenknecht völlig recht zu sagen, dass Deutschland nicht alle Flüchtlinge und Verhungernden dieser Welt aufnehmen kann. Wer sie wegen dieser Wahrheit, mit der AfD oder NPD in die nationalistische Ecke stellt, unterschlägt, dass bei ihr neben verantwortungsvoller Solidarbereitschaft und vernünftigen Einwanderungsgesetzen vor allem davon die Rede ist, gegen die Ursachen von Flucht und Hunger angehen zu müssen. Die bekämpft man weder mit Waffenexporten, Kriegsbeteiligung oder dem EU-Gütesiegel „Sicheres Land“ noch mit profitablem Plattmachen fremder Land-, Wald oder Fischereiwirtschaften. Glaubt tatsächlich einer, dass ganze Familien aus Jux und Tollerei ihre Heimat verlassen, um in Deutschland mit Steinen beworfen zu werden?

Der Aufschwung ist hier eben nicht unten angekommen, wie die Kanzlerin vollmundig verkündete, und nun fürchten viele eine Verschlechterung ihrer Situation und machen es wie die Maschinenstürmer im 19. Jahrhundert

Ja, im vorigen Jahr hat Merkel eine humane Entscheidung getroffen, die viele begrüßten und unterstützten. Aber das ist auch schon die einzige Perle zwischen all den falschen Klunkern ihrer Politik. Und was die EU angeht, so kann ich mich Wagenknechts Meinung nur anschließen und noch eins draufsetzen: Was eine Gemeinschaft werden sollte, mutierte in demokratischer Hinsicht zum teuren Hohn. JUTTA KRAUSS, Eisenach

Die Sonne scheint

betr.: „Es nutzt der AfD, wenn man sie dämonisiert“,taz vom 18. 4. 16

Das Interview mit Frau Wagenknecht schien mir, im Gegensatz zu anderen Äußerungen von ihr zum Thema „Flüchtlinge“, noch ganz in Ordnung. Am meisten stört mich aber das am Ende Gesagte. Dazu möchte ich nur anmerken: Es geht nicht ums Wetter und die AfD sagt nicht „es regnet“. Die AfD sagt: Es regnet und die Flüchtlinge sind schuld! Siehe Wahlprogramm von Baden-Württemberg, in dem es sinngemäß heißt: Unsere Kinder sind zu dick – das liegt an zu wenig Schulsport (so weit ganz okay), weil die Flüchtlinge die Turnhallen belegen! So operiert die AfD. Sie wirft uns kleine, leicht verdauliche, Häppchen hin und holt sich so die Zustimmung von allen, die nicht weiterlesen und/oder nicht weiterdenken.

Ich bin aufgewachsen mit dem Grundsatz: Wehret den Anfängen! Diese Anfänge kommen nicht so sehr mit Baseballschläger und Springerstiefel um die Ecke, sie haben ein anderes Schema. Es sind diese leicht verständlichen, mit freundlichem Lächeln vorgetragenen „Wahrheiten“, hinter denen ein ganz anderes Ziel steckt. So geht man auf Stimmenfang, und darin sehe ich die größte Gefahr für das, was Georg Kreisler einmal das „Morgengrauen einer faschistischen Gesellschaft“ genannt hat. Insofern muss man, wenn man schon übers Wetter reden will, sagen: Doch, die Sonne scheint in unserem Land!

VOLKER BILLMANN, Deggenhausen