Jeder Dritte wurde schon mal diskriminiert

Studie Bisher größte Umfrage zu erlebter Benachteiligung. Immer mehr versuchen, sich zu wehren.

BERLIN epd | Erfahrungen mit Diskriminierung sind in Deutschland weit verbreitet. Nach einer am Dienstag in Berlin vorgestellten Studie der Antidiskriminierungsstelle hat bereits jeder Dritte nach eigenen Angaben Benachteiligung erlebt. Am häufigsten wurde in einer repräsentativen Befragung von Diskriminierung aufgrund des Alters berichtet. 14,8 Prozent fühlten sich davon in den vergangenen zwei Jahren betroffen. An zweiter Stelle stand Diskriminierung aufgrund des Geschlechts (9,2 Prozent). 8,8 Prozent erlebten Benachteiligung wegen ihrer Religion oder Weltanschauung, 8,4 Prozent aufgrund der ethnischen Herkunft. Diskriminierung sei kein Nischenthema, sagte die Leiterin der Antidiskriminierungsstelle, Christine Lüders, bei der Vorstellung der Studie.

Für die Studie wurden vom Bielefelder Institut für Sozialforschung und Kommunikation rund 1.000 Personen telefonisch befragt. Zudem nahmen etwa 18.000 Menschen ab 14 Jahre an einer schriftlichen Umfrage teil. Die Studie ist nach Angaben der Antidiskriminierungsstelle damit die bislang größte zu dem Thema. Sie soll nun alle zwei Jahre wiederholt werden, um Entwicklungen aufzuzeigen.

Die Studie stellt nur subjektive Diskriminierungserfahrungen dar. Inwieweit es sich in einzelnen Fällen auch um juristisch relevante Fälle handelt, bleibt dabei offen. In diesem Jahr wird das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz zehn Jahre alt, das Benachteiligungen aufgrund von Alter, Geschlecht, Ethnie, Religion, Behinderung und sexueller Orientierung verbietet. Die Antidiskriminierungsstelle will dazu im Sommer eine Evaluation vorstellen.

Vorausblickend zog Lüders bereits am Dienstag ein kurzes Resümee. Sie sagte, die Studie zeige, dass die Menschen zunehmend sensibilisiert seien. Zudem begrüßte sie, dass sich viele Menschen gegen Diskriminierung zur Wehr setzten. Sechs von zehn Betroffenen gaben in der Umfrage an, gegen das Erlebte etwas unternommen zu haben. Die meisten machten öffentlich auf die Benachteiligung aufmerksam (27 Prozent). 14 Prozent holten sich Beratung ein, 17 Prozent beschwerten sich bei einer offiziellen Stelle. Geklagt haben dagegen nur 6 Prozent. Lüders forderte, die Betroffenen zu stärken und ihnen zu helfen, sich zur Wehr zu setzen.