Islamist an der Uni?

Mitarbeiter der Bremer Uni soll islamistischen Mordaufruf verbreitet haben. Staatsanwaltschaft und Uni ermitteln

Bremen taz/ap/dpa ■ „Und wenn Herr Raddatz ein Hassprediger und Lügner ist, dann möge der allmächtige Schöpfer ihn für seine Verbrechen bestrafen …“ So lautet ein Teil eines Gebetsvorschlags, der sechs Tage lang auf der Internetseite www.muslimmarkt.de zu lesen war – und wegen dem die Staatsanwaltschaft Wiesbaden nun einen Mitarbeiter der Bremer Uni der versuchten Anstiftung zu Mord oder Totschlag verdächtigt. Der Ingenieur, gegen den bei der Bremer Staatsanwaltschaft eine Anzeige eingegangen war, ist Betreiber des fraglichen Internet-Portals. Gegenüber Focus sagte er, der Text sei als Teil einer traditionellen gegenseitigen Verfluchung zu verstehen. Die Bremer Uni prüft dienstrechtliche Schritte.

Ein Göttinger Islamwissenschaftler hat in einem Gutachten bestätigt, dass der Satz als Mordaufruf gegen den islamkritischen Orientalisten Hans-Peter Raddatz zu werten sei. Dessen Name ist in dem Text inzwischen durch „XXX“ ersetzt worden. Der Sprecher des Bundesinnenministeriums, Rainer Lingenthal, sagte gestern, die Bremer Uni müsse sich fragen, ob sie jemanden beschäftigen könne, der „Kritiker in dieser Weise der Vernichtung entweder durch Menschen oder durch Gott preisgibt“.

Die strafrechtliche Relevanz des fraglichen Gebetsaufrufs ist offen. Bereits vor zwei Jahren lief gegen den Betreiber der Internetseite ein Verfahren wegen Volksverhetzung. Es wurde damals eingestellt. sim