Ab jetzt dann präsidial sein

USA Donald Trump und Hillary Clinton scheinen nach neuen Vorwahlsiegen als Kandidaten gesetzt

Trump: Für 70 Prozent ist er „unwählbar“ Foto: Jason Szenes/dpa

WASHINGTON taz | Wenn das Verhalten der Kandidaten etwas über den Stand der Präsidentschaftswahlen in den USA aussagt, dann kann man sagen: Der Vorwahlkampf ist vorbei. Sowohl Hillary Clinton aufseiten der Demokraten als auch der Republikaner, Donald Trump, geben sich nun erkennbar Mühe, „präsidial“ aufzutreten.

Trump hat am Dienstag die Vorwahlen in allen fünf Bundesstaaten – Connecticut, Maryland, Delaware, Rhode Island und Pennsylvania – klar für sich entschieden. Clinton musste Rhode Island an ihren Rivalen Bernie Sanders abtreten. Das ist jedoch angesichts der geringen Zahl der Delegiertenstimmen, um die es dort ging, eine eher symbolische Niederlage: gesichtswahrend für Bernie Sanders, ziemlich unbedeutend für Hillary Clinton.

Für Donald Trump bleibt die Lage trotz seines Erfolges kompliziert. Seine parteiinternen Rivalen Ted Cruz und John Kasich haben sich vor zwei Tagen dar­auf verständigt, ihre Anstrengungen künftig nur auf die Staaten zu konzentrieren, in denen sie jeweils Aussicht auf Erfolg haben. Sie sind also ein strategisches Bündnis eingegangen. Inhaltlich haben sie diese Allianz jedoch nicht erläutert. Was vor allem deshalb problematisch ist, weil Cruz und Kasich wenig miteinander gemein haben – sieht man von ihrer Opposition gegen Trump ab.

Entsprechend höhnisch reagierte Trump nach seinem Sieg bei den jüngsten Vorwahlen auf seine Rivalen: „Nur Gerede, keine Aktion – sie bekommen es einfach nicht hin.“ Davon abgesehen machte er deutlich, dass derlei taktische Überlegungen für ihn der Vergangenheit angehören: „Ich betrachte mich selbst als mutmaßlichen Kandidaten, absolut.“

Trump lobte den demokratischen Präsidentschaftsbewerber Bernie Sanders – ein vergiftetes Lob: Seiner Ansicht nach haben ihn die Demokraten „sehr schlecht behandelt“. Er solle als „unabhängiger Kandidat“ antreten. Netter Einfall. Der vor allem Hillary Clinton schaden würde.

Sie war noch vor Trump vor die Kameras getreten. Gelöster und fröhlicher, als sie gemeinhin wirkt, dankte Hillary Clinton ihren Unterstützern – und lobte dann ihren parteiinternen Rivalen Bernie Sanders: „Es gibt viel mehr, was uns verbindet, als das, was uns trennt.“ Und: Auch sie sei dafür, dass die College-Ausbildung „für alle bezahlbar“ sein solle. Hillary Clinton versucht nun also, das wichtigste Thema von Bernie Sanders in ihren Wahlkampf zu integrieren. Anders ausgedrückt: Sie versucht, sich als die Person zu präsentieren, die für alle wählbar ist – außer eben für die „unbelehrbaren“ Anhängerinnen und Anhänger von Donald Trump.

Ob das allein reichen wird? Die Journalistin und Moderatorin Rachel Maddox sagte am Dienstag offen, sie würde einen Rückzug Bernie Sanders’ von der politischen Bühne begrüßen. Weil die demokratische Partei nur so zur Einigkeit zurückfinden könne. Ihr Gesprächspartner, der demokratische Senator Jeff Merkley, widersprach: Solange Sanders im Rennen bliebe, so lange könne er die demokratische Partei nach links hin bewegen. Wenn er aus dem Rennen ausschiede, dann sei das vorbei.

Bisher hat Bernie Sanders auch nicht zu erkennen gegeben, dass er sich zurückziehen möchte.

„Ich betrachte mich selbst als mutmaß­lichen Kandidaten, absolut“

Donald Trump

Am 7. Juni finden die Vorwahlen in Kalifornien statt. Es wird immer wahrscheinlicher, dass es Donald Trump dort doch noch gelingt, die absolute Mehrheit der Delegiertenstimmen zusammenzubekommen. Damit wäre zumindest das Verfahren beim Parteitag klar.

Das grundsätzliche Problem der Republikaner wäre aber nicht gelöst. Laut einer Meinungsumfrage von Associated Press finden 70 Prozent der Bevölkerung Donald Trump unwählbar. Gute Nachrichten für Hillary Clinton. Bettina Gaus