LeserInnenbriefe zu verschiedenen Themen

Man darf gespannt sein

betr.: „Botschaft. Zu viel, zu lange weggeschaut“, taz vom 28. 4. 16

Der Artikel von Bernd Pickert ist informativ und gut, aber die Überschrift völlig daneben und fällt hinter die Bewertung von Steinmeier zurück. Der gestand laut Zitat ein: Die deutsche Diplomatie hat in der Colonia Dignidad „bestenfalls weggeschaut“. Und schlechtestenfalls?

Die anderen von ihnen haben – wie der Spielfilm auch zeigt – die faschistoiden Herrschaftsstrukturen unterstützt und die Folter in der Kolonie gedeckt. Diplomaten haben eben nicht nur weggeschaut, sondern mitgemacht. Sie waren Täter!

Man darf gespannt sein, was hiervon in den Akten zu finden ist – und was nicht. HUGO REISTER, Berlin

Paradiesisch?

betr.: „Tschernobyl. Leben in der Zone“, taz vom 23. 4. 16

Der in Ihrem Bericht erwähnte Biologe Timothy Mousseau hat mit seinem Team seit 1999 bei 35 wissenschaftlichen Expeditionen in der Sperrzone von Tschernobyl Insekten, Vögel und Säugetiere untersucht. Die Ergebnisse seiner Forschungen wurden in ca. 60 wissenschaftlichen Arbeiten veröffentlicht. Sein Fazit: Sowohl die Zahl der Tiere einer Art („abundance“) als auch die Zahl der Arten („biodiversity“) weisen im Vergleich zu Kontrollregionen einen alarmierenden Rückgang auf, und zwar um so deutlicher, je stärker die radioaktive Belastung im Untersuchungsgebiet ist. Auf dem Kongress „5 Jahre Leben mit Fukushima – 30 Jahre Leben mit Tschernobyl“ Ende Februar in Berlin zeigte Mousseau entsprechende Statistiken sowie zahlreiche Fotos mit Fehlbildungen, Farbänderungen, Tumoren und Katarakten bei Vögeln und Säugetieren. Die alljährlich um die Tschernobyl-Zeit im Fernsehen gezeigten Filme vom angeblich paradiesischen Leben des Wildes in der Todeszone verwies Mousseau in das Reich der Märchen und der gezielten Desinformation.

WINFRIED EISENBERG, Herford

Cooler Werbegag

betr.: „Seine Mudder“,taz vom 23. 4. 16

Man muss sich mit der Unterhaltungsserie „Game of Thrones“ (GOT) nicht auskennen und auch nicht darüber schreiben. Tut man es aber, so sollte man den LeserInnen möglichst etwas Neues zu sagen haben. Einfaches googeln der Frage „Wer ist Jon Snows Mutter“ führt auf die derzeitige Mainstreamtheorie (Sohn von Lyanna und Rhaegar), die ja immer noch falsch sein kann, aber weitgehend unwidersprochen ist. Ein Artikel, der behauptet, alle Welt rätsele hier, ist bezüglich der Informationen im Netz und der Nerd-Szene irgendwie nicht so gut informiert, wie man es sich wünschen würde.

Das Spannendste an der Berichterstattung über Staffel 6 ist aber der Casus Obama. Obama schon mal die Folgen zu schicken und dann darüber zu berichten – cooler Werbegag. Aber dass Obama in quasi monarchischer Geste Privilegien, die nichts mit seinem Amt zu tun haben, erbittet, wäre doch ein paar Nachfragen und Überlegungen zu den Persönlichkeitsverformungen durch Machtstellungen wert. Die Anspruchshaltung erschreckt.

SILKE KARCHER, Berlin

SteuerzahlerInnen zahlen

betr.: „Staat trägt Endlagerrisiko“, taz vom 28. 4. 16

Da haben in den Vorstandsetagen Eon, RWE, Vattenfall und EnBW sicher die Sektkorken geknallt. Mit lächerlichen 23 Milliarden Euro kauft sich die Atomindustrie von den unkalkulierbaren finanziellen Risiken der Atom­müll­entsorgung frei. Die Entsorgung des Atommülls, von der uns die Stromversorger jahrzehntelang weisgemacht haben, sie sei mit den Strompreisen längst bezahlt, soll nun zu einem großen Teil uns Steuerzahlerinnen und Steuerzahlern aufgehalst werden.

INGRID KORFMACHER, Landshut

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