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: Du kannst den Farbfilm vergessen

Agfa, das Traditionsunternehmen der Fotografie, muss dichtmachen. Eine Ära geht zu Ende: jene vor der visuellen Digitalisierung. Ein Nachruf

Der Farbfilm ist ein Farbfilm ist ein Farbfilm – und hat doch, unter uns, einen Namen: Agfa. So wie Papiertaschentuch immer Tempo heißt. Agfa Color – das ist die Chiffre für eine Form der Farbfotografie, die, als Nachfolgerin der schwarz-weißen Lichtbildnerei, in bunten Abzügen Nachrichten aus privaten Welten schufen. Die Digitalisierung hat der Fotografie mit Filmen ein Ende bereitet. Eine Technik, die möglich macht, ohne Kummer misslungene (also leicht zu löschende) Klicks zu produzieren, die zugleich die Einspeisung der Bilderfluten in Computer, nicht mehr in Fotoalben bedeutete. Der Konzentration nun ein Ende: Die Anstrengung, kein Bild des 32er- oder 24er-Films zu vergeuden, materialschonend zu fotografieren. Digikameras brauchen das nicht: Man schießt und klickt und zoomt, wie es einem einfällt. Ist das nun ein Kummer? Und wenn ja: Ist er nicht von der gleichen Art, mit der man Mitte der Achtziger den Abschied vom Vinyl hinnehmen musste – und in den Fünfzigern die Ablösung des Schellacktonträgers durch das Vinyl? Die CD hört sich besser an, staubfreier, klangreiner, aber steriler … Ja, ja, ja: Solche Klagen gibt es. Wahr ist: Farbfilme waren teuer. Mit Digitalkameras gelingen mehr Fotos – und schönere obendrein. Die Crux ist nur eine andere: Hat man mehr denn je Fotos geschossen, gesammelt, zum Vorzeigen präpariert: Wer will bloß diesen ganzen privaten Kosmos sehen? JAF