Antje Lang-Lendorff begrüßt die neuen Haustiere des Bundestags
: Von rot-grünen Bienen und räuberischen Wespen

Alle Augen sind auf den schmalen Schlitz in der Holzkiste gerichtet. Die Bienen könnten jetzt herauskrabbeln, ihre neue Heimat im Hof des Paul-Löbe-Hauses kennenlernen. Sie könnten zum Reichstag hinüberschwirren, den aufblühenden Tiergarten kennenlernen oder den Blumen der Kanzlerin einen Besuch abstatten. Doch nichts passiert. Die Bienen sind an diesem Montagvormittag alles andere als flott. Wegen der Kälte verhalten sich die Tiere so ruhig, vermutet Bärbel Höhn, Grünen-Abgeordnete und Tochter eines Hobby-Imkers.

Sie hat sich gemeinsam mit dem SPDler Martin Burkert für die Ansiedlung eingesetzt. Und natürlich hat das an diesem Ort eine symbolische Bedeutung. „Sie sollen darauf hinweisen, dass Insekten in Deutschland massiv abnehmen“, sagt Höhn. Bienen als Lobbyisten in eigener Sache – der Standort ist dafür geschickt gewählt. Der Bienenstock befindet sich genau neben dem Umweltausschuss. Vielleicht versetzt es dem einen oder anderen Abgeordneten ja tatsächlich einen Stich, die Genehmigung von Pestiziden durchzuwinken, wenn vor der Scheibe die Bienen summen.

2.000 Tiere hat Imker Benedikt Polaczek mitgebracht. Bienen vermehren sich rasant: Läuft alles nach Plan, sollen im Bundestag bald 50.000 Bienen leben. Die Bedingungen seien ideal, schwärmt Höhn. Der Tiergarten und die Linden böten Nahrung. Die rot-grünen Bienenfreunde hoffen auf 50 Kilo Honig. In der Reihenfolge der Baumblüte könne man erst Akazien-, dann Lindenhonig und von den Lindenblättern mit etwas Glück auch Waldhonig bekommen, erklärt Polaczek.

Bundestagspräsident Norbert Lammert hatte zunächst Bedenken, da es bereits Probleme mit Wespenstichen gab. Deshalb lebte im vergangenen Jahr ein sehr viel kleineres Volk zur Probe im Hof. Das klappte gut. „Die Bienen kommen nur rein, wenn man ein Honigbrot ins Fenster legt“, beruhigt Höhn.

Man kann nur hoffen, dass die Tiere nicht das Schicksal der Bienen ereilt, die vor drei Jahren auf dem taz-Dach angesiedelt wurden. Eines der Völker wurde von räuberischen Wespen überfallen, keines hat den letzten Winter überlebt. Aus der Geschäftsführung heißt es aber, neue taz-Bienen seien bereits im Anflug. Foto: reuters