Erwachsen werden

Heute: Wie man mit seiner Vergangenheit aufräumt und Positives für sich daraus zieht – ohne Therapeut

Dieses Buch ist für alle, die unter „Lebensunsicherheit“ leiden

Wer hat es geschrieben? Die Autorin Ursula Nuber arbeitet nicht nur als Diplompsychologin in Süddeutschland, sondern auch als stellvertretende Chefredakteurin von Psychologie heute. Nebenbei findet sie noch Zeit, allerlei Bücher herauszubringen. Klasse. Denn wer so ein Arbeitspensum bewältigen kann, der muss innerlich ganz schön aufgeräumt sein. Nuber gerät so zum Vorbild aller Hilfesuchenden, was ihre Glaubwürdigkeit ungemein steigert. Ja, sie taugt gar als Sehnsuchtsobjekt. Wäre es, fragt sich der von der Konfrontation mit der Vergangenheit aufgewühlte Leser, nicht schön gewesen, eine Mutter zu haben, die genauso gelassen und aufgeklärt an die Dinge herangeht wie die Nuber? Sie wäre nicht eine Meisterin ihres Faches, wenn sie den Leser mit dieser unerfüllten Sehnsucht zurückließe. Nein. Wenn Nuber Generationen im Laufe der ersten Hälfte des Buches entzweit, dann nur, um sie in der folgenden wieder zusammenzuführen, ganz am Ende sogar für die Vergebung zu propagieren. Nach dem Motto: Schau her, war zwar manchmal ganz schön hart, aber wenn du nur erwachsen bist, dann macht es dir gar nichts mehr aus.

An wen richtet es sich? Dieses Buch wurde für alle geschrieben, die jemals ihre Kindheit für etwas verantwortlich gemacht haben. Für alle, die laut Nuber unter „Lebensunsicherheit“ leiden, an „Angst vor Nähe“, an Angst, „nicht geliebt zu werden“, die nicht wissen, „was richtig für sie ist“, die die Erfahrung gemacht haben „andere sind wichtiger als ich, an Scheidungskinder, Menschen, die das Gefühl plagt, sie seien „nichts wert“, die unter lieblosen oder autoritären Eltern gelitten haben. Menschen, die schon mal Probleme im Job hatten, oder in der Partnerschaft. Mit ihren Kindern oder, offensichtlich, mit ihren Eltern. Suchen Sie sich aus, was auf Sie zutrifft, ein oder mehrere Dinge werden es schon sein.

Wie sieht es aus? Sachlich. Kein Bild ziert den Einband. Nur etwas Weiß, Rot und Schwarz. Wegen des Einbands jedenfalls muss man sich in der U-Bahn morgens auf dem Weg zur Arbeit nicht schämen.

Was steht drin? Ein paar gern gehörte Selbstverständlichkeiten. Nämlich, dass die Kindheit prägend für den restlichen Verlauf des Lebens war. Dass dies nicht gleich den Ruin bedeutet, sondern sich die Dinge ändern können: „Auch Sie können ein anderer Mensch sein.“ Prima. Und noch besser: Man muss dafür nicht gleich nach Psychologen in der Nachbarschaft googeln. Denn: „Es bedarf nicht unbedingt therapeutische Hilfe, um eine negative Kindheit zum Positiven zu wenden.“

Besonders abstoßend? Nichts wirklich. Alles schön.

Besonders anziehend? Das Buch hat, auch durch die Beispiele der genannten Prominenten, einen gewissen Unterhaltungscharakter. Wenn das Leben wieder übel mitspielt, bleibt wenigstens die Erkenntnis, dass es Carol Thatcher noch viel schlimmer getroffen hat, als einen selbst.

Der Satz, der Ihr Leben verändert: Siehe oben

Ausgestiegen auf: Der allerletzten Seite.

Gesamturteil? Toll. Alle Probleme gelöst.

NATALIE TENBERG

Ursula Nuber: „Lass die Kindheit hinter dir: Das Leben endlich selbst gestalten“. Campus Verlag, 240 Seiten, 19,90 Euro