Frauen in Zelten

In Iran war es erst umstritten, dann verboten. Nun kommt das große Tanzstück „Letters from Tentland“ nach NRW

Schon dass dieses Stück mit iranischen Tänzerinnen in Teheran uraufgeführt wurde, sollte einen aufhorchen lassen. Denn seit der islamischen Revolution im Jahr 1979 ist Tanz in Iran verboten, erst recht wenn man eine Frau ist. Es sei denn, man verpackt Bewegungen so geschickt wie die deutsche Choreographin Helena Waldmann in ihrem Stück „Letters from Tentland“, das im Januar beim Theaterfestival Fadjr aufgeführt wurde.

Waldmann, Jahrgang 1962, ist die erste ausländische Choreographin seit mehr als 30 Jahren, die in Iran inszenieren durfte. Indem sie die Tänzerinnen in Zelte steckte, kritisierte sie einerseits die mit der Verschleierung einher gehende Unterdrückung der Frauen in Iran. Andererseits entwich sie den Zensoren. Denn: Konnten sie rollende, hüpfende und kugelnde Zelte in eine Collage aus Licht, Musik, Video und Text ernsthaft verbieten? Nein. Jedenfalls nicht gleich. So lief das Stück in Teheran, polarisierte, begeisterte, erntete ein enormes Medienecho. Mit der neuen Regierung in Iran habe das Stück nun allerdings keine Chance mehr, erzählt Walmann im taz-Interview.

Das Stück nun in Europa spielen zu dürfen, dürfte für die Tänzerinnen einem Befreiungsschlag gleich kommen. Eigentlich könnten sie ihre zweite Haut, die Zelte, abstreifen und frei tanzen. Eines zumindest müssten sie nicht fürchten: bärtige Männer, die über jede Bewegung wachen. ROS

Heute und morgen im Tanzhaus NRW, Düsseldorf (Info: 0211-172700) und am 25. 10. beim Festival 360° im Theaterlabor Bielefeld (Info: 0521-287856)