LeserInnenbriefe
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Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

Besser als Bomben abwerfen

betr.: „55 Tote bei Angriff auf Rakka“, taz vom 21. 3. 16

In Rakka, der politischen und militärischen IS-Hauptstadt in Syrien, hat sich ein Netzwerk zur Ausschleusung von IS-Deserteuren gebildet. Dieses wurde von ehemaligen Kämpfern der Freien Syrischen Armee aufgebaut. Diese Spezialisten kennen sich extrem gut mit dem IS aus, und wie sich die IS-Kämpfer und Deserteure auch international bewegen, woher sie ursprünglich kommen, sie kennen Personalbögen etc. Sie haben den europäischen Regierungen auch schon eine Zusammenarbeit angeboten, die jedoch abgelehnt wurde. Das verstehe ich nicht. Vielleicht bin ich ja sehr naiv, aber kann mir gut vorstellen, dass die Bekämpfung des IS und das Vermeiden von Terroranschlägen wesentlich besser möglich wäre, wenn man dieses Wissen teilen würde. Ich glaube nicht, dass Bomben abwerfen effektiver ist, als die Dinge von der Wurzel her anzugehen.Judith Schuck,Konstanz

Was Putin für Recht hält

betr.: „Ungeklärte Schuldfrage“, taz vom 22. 3. 16

Bernhard Clasen schreibt über das Sawtschenko-Verfahren, als würde es sich hier um einen rechtsstaatlichen Prozess handeln. Demokratische Rechtsstaatlichkeit jedoch setzt Gewaltenteilung voraus, welche in Russland offensichtlich nicht existiert, ebenso wenig wie Pressefreiheit, Meinungsfreiheit, das Demonstrationsrecht und noch einige andere Voraussetzungen dafür, sich Demokratie nennen zu dürfen. Somit spricht das Gericht nicht Recht, sondern nur das, was Putin für Recht hält.

Markus Heck, Malow Mühle

Rücknahme der „Illegalen“

betr.: „Weil Flüchtlinge zu Häftlingen werden“, taz vom 23. 3. 16

Was unterscheidet eigentlich „illegale“ von anderen Flüchtenden? Der Unterschied soll wohl lediglich darüber hinwegtäuschen, dass auch die Abmachung mit der Türkei nicht ganz so legal ist, wie uns BürgerInnen glauben gemacht wird.

Indem die Türkei die „Illegalen“ zurücknimmt, wird sie quasi zu einem „sicheren“ Herkunftsland geadelt; ein Land, in dem der immer autokratischer regierende Präsident einen Teil seiner eigenen Bevölkerung bekriegt und auch alle diejenigen mit Prozessen überzieht, die nicht seiner Meinung sind. Außerdem wird uns der Flüchtlingsumtausch mit der Türkei als „europäische“ Lösung der Flüchtlingskrise verkauft; jedoch fast kein anderes europäisches Land hat sich bisher bereit erklärt, ein gewisses „Kontingent“ an Geflüchteten aufzunehmen. Außerdem blieben in dem Abkommen mit der Türkei die bereits in Griechenland festsitzenden Geflüchteten außen vor, die nun zu Häftlingen wurden. Das Geld, das der Türkei zufließen soll, könnte besser für eine anständige Versorgung der Geflüchteten verwendet werden. Helga Schneider-Ludorff, Oberursel

Die westliche Art, zu leben

betr.: „Weil Flüchtlinge zu Häftlingen werden“, taz vom 23. 3. 16

Da ist von jenen die Rede, denen der westliche Lebensstil ein Gräuel ist. Damit assoziiert man ja Lebensfreude, Leichtigkeit, Spaß und Unbeschwertheit. Aber darum geht es nicht.

Es geht nicht um westlichen Lebensstil, sondern um die große Politik des Westens, die mit enormer Gewalt bis in den letzten Winkel der Welt, mit ihrem zerstörerischen Wettbewerb, mit der Beharrlichkeit von Missionaren auftritt und alle traditionellen Strukturen überrollt.

Da ist die Sucht nach Rohstoffen und Einflusssphären, die hemmungslose Einmischung in fremde Verhältnisse, die Korrumpierung oder Beseitigung fremder Herrscher.

Die Sorglosigkeit und der Hedonismus der westlichen Jugend sind ja nur ein Abbild dessen, wie die große Politik samt ihrer Handelsmacht mit den Gesellschaften der Welt umgeht.

Die Doppeltürme von New York sind nicht angegriffen worden, weil dort so laute Partys gefeiert worden wären, sondern weil ein Großteil der Gewalt von dort ausging, subtil und leise.

Die westliche Art, zu leben und zu wirtschaften und umzugehen mit anderen Gesellschaften und mit den Ressourcen der Erde, ist in der Tat ein Gräuel. Diese besondere Art hat sich über die ganze Welt verbreitet; und ihr kann offenbar keine Gesellschaft dauerhaft widerstehen, auch China nicht und auch nicht Kuba.

Der unerklärte Weltkrieg ist schon im Gange. Den Zeitpunkt, zu dem er begonnen hat, und die Umstände, wie er begonnen hat, können wir nicht genau bestimmen. Aber dass er an Fahrt gewinnt, ist nicht zu übersehen. Ulrich Varwig,Duisburg

Es ist ein Dreckspatz

betr.: „Smart schmutziger als ein Lkw“, taz vom 22. 3. 16

Eigentlich habe ich es wie viele aus meinem Bekanntenkreis/Arbeitsumfeld nicht anders erwartet: Technik ist Technik ist Technik! Aber neben der Info, dass ein nicht näher benannter Smart (Modell, Motorgröße, Leistung) dreckiger ist als ein Lkw, bleibt ein Fragezeichen zurück. Wie dreckig ist er denn? Hilfreich wäre ein Faktor: x-mal mehr Stickoxide als nach Euro-5-Norm gestattet. Ist „schmutziger als ein Lkw“ relativ (pro Kubikmeter Abgas) oder absolut zu sehen? So bleibt nur die Aussage: Es ist ein Dreckspatz! Carsten Herkelmann,Dortmund