Porträt
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Tritt aus der zweiten Reihe nach vorn: Bastian Steger (35) Foto: dpa

Der Schattenmann

Das Los von Bastian Steger scheint irgendwie zu sein, im Schatten der anderen zu stehen. Stets gibt es auf höchstem nationalen Niveau noch ein oder zwei bessere Tischtennisspieler als den gebürtigen Oberpfälzer, der seit 2014 für Werder Bremen in der Bundesliga spielt. Natürlich ist da Timo Boll zu nennen, der seit mehr als zehn Jahren zur absoluten Weltklasse gehört. Boll, der langjährige Top-Herausforderer der besten Chinesen, ist in dieser Rolle inzwischen vom Hamelner Dimitrij Ovtcharov abgelöst worden. Steger kommt in der deutschen Rangliste dahinter.

Allerdings ist es dem Angriffsspieler, der aktuell auf dem 31. Weltranglistenplatz steht, in den vergangenen Wochen gelungen, stärker in die öffentliche Wahrnehmung zu rücken. Etwa bei der Weltmeisterschaft Anfang März in Malaysias Hauptstadt Kuala Lumpur, an der Boll und Ovtcharov aus Gesundheitsgründen nicht teilnahmen. Der 35 Jahre alte Spitzenspieler von Werder Bremen war deswegen im deutschen Team an Nummer eins gesetzt. Steger versuchte alles, schlug sich tapfer, gewann Matches. Letztlich reichte es für das Männer-Team allerdings nur zu einem enttäuschenden 13. Rang.

Erfolgreicher läuft es für Steger mit seinem Verein Werder Bremen im Europapokal: Für die Grün-Weißen ist das Erreichen des Endspiels im ETTU-Cup zum Greifen nah. Das Hinspiel im französischen Angers gewannen die Norddeutschen vor zwei Wochen mit 3:1. Erfolgsgarant war dort wieder einmal Bastian Steger, der sowohl gegen den Ex-Werderaner Jens Lund­qvist als auch gegen Jon Persson die Punkte für die Bremer ergatterte. Durch den Sieg haben sich die Bremer eine sehr gute Ausgangsbasis für das Rückspiel in eigener Halle am 2. April erarbeitet. Es winkt der größte Erfolg für Werder auf internationaler Ebene. Immerhin stand der Deutsche Meister von 2013 noch nie in einem Finale eines Europapokal-Wettbewerbs.

Aufgrund der guten Leistungen in den vergangenen Wochen erhielt Steger, der sich über die vergangenen Jahren hinweg als „Mister Zuverlässig“ einen Namen gemacht hat, eine erfreuliche Nachricht: Der Deutsche Tischtennis-Bund nominierte ihn für die Olympia-Qualifikation, die aufgrund der momentanen unsicheren Lage in Istanbul von dort in das schwedische Halmstadt verlegt wurde. Gespielt wird in der Zeit vom 12. bis zum 16. April.

„Er war sehr konstant, hat gut gespielt in den vergangenen Monaten und unter anderem auch gegen Einser anderer Mannschaften gewonnen“, sagte Bundestrainer Jörg Roßkopf über Steger. Für den Steger könnte der April ein wunderbarer Monat werden – im Rampenlicht, und nicht im Schatten der anderen. GÖR