LeserInnenbriefe
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Gütesiegel für Prostituierte

betr.: „Haft für Freier und Zuhälter“, taz vom 7. 4. 16

Soso, jetzt gibt es also so eine Art Gütesiegel für Prostituierte. Und Männer können weiter ohne jede Scham oder auch nur den Anflug von schlechtem Gewissen ihrem scheinbar sonst völlig unbeherrschbaren Drang nach Geschlechtsverkehr nachgehen.

Eben noch musste man Justizminister Heiko Maas zum Jagen tragen, als es darum ging, ob ein „Nein“ einer Frau ausreichen soll, um den Tatbestand der Vergewaltigung zu erfüllen. Er dachte eher nicht ... Doch jetzt beeilt sich derselbe Herr aufgeregt zu zeigen, dass er was tut: Er ist gegen Zwangsprostitution und feiert das als Fortschritt.

Da sind andere Ländern schon sehr viel weiter und endlich im 21. Jahrhundert angekommen: Nach den skandinavischen Ländern Schweden, Island und Norwegen hat jetzt auch mit Frankreich ein wichtiges mitteleuropäisches Land einen ganz anderen Weg gewählt. Der „Besuch“ einer Prostituierten ist strafbar und wird auch bestraft – wohlgemerkt: der „Freier“ wird bestraft –, nicht die Prostituierte. Eine große europäische Gesellschaft hat beschlossen, Männer für die Ausnutzung von Frauenkörpern zu bestrafen. Endlich möchte Man(n) sagen – das ist Politik für das 21. Jahrhundert – und klar gegen die Bordellbetreiber gerichtet. Herr Maas dagegen möchte das unappetitliche Geschäft nicht stören, sondern mit einer Art „TÜV- Siegel sogar aufwerten. Frauen (und Männer mit was im Kopf) können diesen Mann und seine Partei nicht mehr wählen.

UWE BARKOW, Frankfurt am Main

Drängen auf Schuldenschnitt

betr.: „Griechen wehren sich gegen Sparzwang“, taz vom 7. 4. 16

Es müsste doch auch langsam einmal den Verhandlern der früheren Troika dämmern, dass Griechenland mit einer nun staatlichen Verschuldung von fast 200 Prozent der Wirtschaftsleistung nicht „schuldentragfähig“ ist und dass ihre bisherige Austeritätspolitik dazu beigetragen und keineswegs aus der Rezession geführt hat oder jemals führen wird.

Besonders krass gehen die Privatisierungsbestrebungen, die Griechenland aufgezwungen wurden, an einer Erholung Griechenlands vorbei. Nils Kadritzke zitiert in der Le Monde diplomatique vom März die neueste Studie des Transnational Institute (TNI): „Einen bankrotten Staat mitten in der Krise zur Privatisierung öffentlicher Unternehmen zu zwingen bedeutet stets einen ‚Verkauf zu Discountpreisen‘“, denn der meist einzige Interessent am Objekt kann den Preis nach Belieben drücken. Das erinnert schon ein wenig an das Debakel der Treuhand.

Von den einst 37 griechischen Flughäfen wurden auf Betreiben der ehemaligen Troika nur die 14 profitablen Flughäfen zur Pacht ausgeschrieben, die von der Fraport AG erworben wurden. Dadurch verliert Griechenland einen Großteil der Gewinne aus den profitabelsten griechischen Flughäfen für 40 Jahre und damit eine langfristige Einnahmequelle, „die für die Stabilisierung der öffentlichen Finanzen viel wichtiger wäre als einmalige Privatisierungserlöse“. Und alle Vertragsstrafen und Abfindungen, die zum Beispiel auf Kündigungen der Fraport zurückgehen, gehen zulasten von Griechenland, während Fraport von allen finanziellen Belastungen, einschließlich Immobilien- und Gemeindesteuern, befreit ist.

Es ist nur zu hoffen, dass der IWF mit seinem Drängen auf einen Schuldenschnitt endlich mal gehört wird.

HELGA SCHNEIDER-LUDORFF, Oberursel

Fragwürdiger Appell

betr.: „Homöopathie. Es war mein Lebenstraum“, taz vom 8. 4. 16

Wie lange gibt es schon den Streit zwischen überzeugten Anhängern und Gegnern / ihren Kritikern? Ich habe den Eindruck, eine weitere überzeugte und vielleicht auch fanatische Gegnerin gefunden zu haben. Was soll deren fragwürdiger Appell bewirken? Über Sinn und Unsinn kann man sich immer streiten, dann aber bitte auf allen Ebenen, das heißt, der falsche Umgang mit der Schulmedizin sowie der Homöopathie sollte diskutiert werden. In diesem Zusammenhang kommen selbstverständlich die Ärzte mit ihrem Wissen, ihrer Erfahrung und grundsätzlicher Kompetenz mit ins Spiel. Auf „beiden Seiten“ gibt es wunderbare Erfolgsbeispiele und auch zum Teil nüchterne und frustrierende Misserfolge. WOLFGANG STREITENBERGER, Köln

Heilsame Unruhe

betr.: „Es war mein Lebenstraum“, taz vom 8. 4. 16

Danke, Frau Grams! Danke der taz! Dank an Herrn Prösser! Endlich ein Artikel mit Vernunft und kritischer Distanz zum Thema „Homöopathie“ – auch in der taz!

Die taz – zumindest nach den Artikeln zu Politik und Wirtschaft – als Forum für jene, die schon immer damit kokettierten, bereits in der Schule Mathe nicht verstanden zu haben und dem „Reduktionismus“ der Naturwissenschaften „kritisch“ gegenüberzustehen! Und nun dieser Artikel: ein Abschied von der kryptoreligiösen Heilslehre der Homöopathie! Congratulations! Ich freue mich schon auf die Flut der aufgebrachten Leserbriefe derer, die sich durch diesen Artikel in ihren „religiösen“ Gefühlen gestört fühlen ... heilsame Unruhe! INGO BONDE, Essen