Off-Kino

Lars Penning

Filme aus dem Archiv– frisch gesichtet

Mit „Heidi“ hat der Schweizer Regisseur Alain Gsponer einen Dauerbrenner der Jugend­literatur noch einmal neu verfilmt, und zwar mit ansehnlichem künstlerischem Erfolg. Der liegt vor allem darin begründet, dass der Film die Vorlage jener zwei Romane um das Waisenkind Heidi, die Johanna Spyri um 1880 veröffentlichte, sehr ernst nimmt und auf Modernisierungen verzichtet. Und so rollt die Geschichte der kleinen Heidi (trefflich: Anuk Steffen), die erst zum grummeligen Großvater auf die Alm und später als Gesellschafterin für die gelähmte Klara in einen Frankfurter Bürgerhaushalt versetzt wird, in all ihrem Charme ab, ohne dass die Ecken geschliffen und das Drama glatt gebügelt wurden. Selbst die Unart deutschsprachigen Kinderkinos, unangenehme Figuren (Frl. Rottenmaier!) lächerlich zu machen, ist hier nur eine kleine Irritation (7.–13. 4., 11 Uhr CinemaxX P. Pl.; 7.–10. 4, 16 Uhr, Bali; 10. 4., 13.30 Uhr, Bundesplatz-Kino).

Auch der – nicht unumstrittene – Radiologe und Dampfplauderer Prof. Dietrich Grönemeyer hat sich schon als Kinderbuchautor versucht: „Der kleine Medicus“ will Kindern etwas über den menschlichen Körper beibringen. Dazu wird ein Miniatur-U-Boot in den Blutkreislauf geschleust, eine Idee, die es bereits in dem psychedelischen Science-Fiction-Epos „Die phantastische Reise“ gab – allerdings ohne didaktischen Anspruch. Die Animationsproduktion setzt eine aufregende Story rund um die U-Boot-Fahrt in Szene, verzichtet aber leider auf Raquel Welch, an deren Beispiel man auch ganz gut das Grundkonzept weiblicher Anatomie studieren konnte (13. 4., 14 Uhr, Central).

Wie Heidi versetzt es auch Judy Garland in „The Wizard of Oz“ (1939) in eine fremde Gegend: Eben noch im schwarzweißen Kansas zu Hause, schon „some­where over the rainbow“ mitten im Technicolor. Das Land Oz hält neue Freunde für sie bereit, aber auch Abenteuer mit guten und bösen Hexen – natürlich mit dem titelgebenden Zauberer, der sich jedoch leider als Enttäuschung herausstellt. Mitreißend, charmant und nicht nur für Kinder gedacht (10. 4., 16.30 Uhr, Arsenal).

Antoine de Saint-Exupérys „Der kleine Prinz“ geht bekanntlich ebenfalls auf Reisen, die das sinnlose Streben der Menschen infrage stellen. In der französischen Animationsversion (R: Mark Osborne) kommt der Prinz in Anlehnung an die Originalzeichnungen als Puppe in Stop-Motion-Technik, während eine Rahmenhandlung in Computeranimation die Geschichte weiterstrickt – ein bisschen sehr weit allerdings (9. 4., 13.30 Uhr, 10. 4., 13 Uhr, Union).