LeserInnenbriefe
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Alte Journalistenfalle

betr.: „Das war das taz.lab 2016“, taz vom 4. 4. 16

Jaja. Die alte Journalistenfalle … meistenteils Berichte über die Promis.

Ich war am Samstag auf einem anderen taz.lab. Und die Anreise aus Köln hat sich durchaus gelohnt. Hat man bekanntermaßen ja schon mal häufiger, dass man anschließend die Zeitung liest und denkt: Ich war auf einer anderen Veranstaltung.

HILDEGARD MEIER, Köln

liebe frau meier,

ja, das ist misslich, dass überwiegend die prominenten gespiegelt worden sind. aber: wir wissen alle, dass sie nicht das salz in der suppe waren, sondern menschen und taz.lab-teilnehmer*innen wie sie,

herzlich, bis zum nächsten jahr

JAN FEDDERSEN, taz.lab-Leitung

Große Ferne vom Bürger

betr.: „Mehr Fragen als Antworten“, taz vom 1. 4. 16

Was freute ich mich, das so wichtige Thema der Wissenschaftsdiskussion in der taz lesen zu dürfen. Doch wie sehr erschrak ich über den Inhalt dieses Artikels, bei dem eher ein großes Lob an den Autor ausgesprochen werden muss, dass er sich zurückgehalten hat, die Diskussion nicht völlig lächerlich zu vermitteln.

Was durfte man also erfahren? Wissenschaft und Politik haben ihrerseits die Relevanz erkannt, mit der Zivilgesellschaft zu kommunizieren, doch können sie dabei nicht über ihren eigenen Schatten springen. Den einen fehlt es dabei an Pragmatismus, den anderen wird ganz bange, weil schon bald die nächste Wahl ansteht. Und irgendwie fehlt dem ganzen Unterfangen die Ernsthaftigkeit; allein dadurch, dass ein exklusiver Kreis hinter verschlossenen Türen darüber philosophiert, wie man sich transparenter und näher am Bürger präsentieren kann. Das erinnert eher an das Schichtenmodell von Bourdieu, wonach man (hier allein durch das Kriterium Sprache) unter sich bleiben möchte, was alle in dem Artikel benannten Anstrengungen halbherzig und kurzweilig erscheinen lässt.

Tatsächlich müsste man das Bild der Wissenschaftsvermittlung aus der gegenüberliegenden Perspektive zeichnen: Es findet keine Verdrängung der Wissenschaft aus der Öffentlichkeit statt, es liegt vielmehr an der Wissenschaft selbst, lediglich in Hinterzimmern der Politik und auf den internationalen Firmengeländen zu agieren. Verwunderlich ist das nun nicht, schließlich braucht man ja die kurzen Wege zu den Geldgebern (an dieser Stelle einen großen Dank an die Arbeit von hochschulwatch). Aber man muss bedenken, dass die immer größere Ferne vom Bürger schließlich zu einem enormen Vertrauensverlust führt. Das Gefühl verbreitet sich, mit den Herausforderungen dieser Zeit allein fertig werden zu müssen, statt dass man sich sicher sein kann, dass Leute vom Fach sich dieser Dinge annehmen. Sicher ist das nur ein Faktor, welcher momentan rechtspopulistische Bewegungen befeuert, doch wirkt sich der Prozess des Abhebens dann leider auch auf andere Bereiche aus (der Artikel nennt beispielsweise Qualitätsjournalismus).

Wo liegen also die Handlungsoptionen? Ein Weg könnte ein Ausbau der Interdependenzen zwischen den Hochschulen beziehungsweise wissenschaftlichen Einrichtungen selbst und der jeweiligen Lokalbevölkerung sein. Standortgebundene Publika­tions­wege, öffentlichkeitswirksame Veranstaltungen, Statements zu gesellschaftlichen und politischen Prozessen, um einfach zu zeigen: „Ja, wir beschäftigen uns ebenso damit, sogar beruflich, und kommen daher zu dieser und jener Auffassung.“ Das Pro­blem liegt ja nicht darin, dass zu wenig oder dass zu unrelevanten Themen geforscht wird, das Problem liegt vielmehr darin, der Gesellschaft zu zeigen, dass es versierte Leute gibt, die sich mit den Themen unserer Zeit beschäftigen und dass es dementsprechend keinen Grund gibt, Zukunftsängste zu entwickeln. Nach meiner Meinung fehlt den Bürgern einfach die Möglichkeit, sich zu vergewissern, dass ein bestimmtes Thema auf der Agenda steht und an wen sie sich darüber hinaus wenden müssen, wenn sie diese Diskussion mitgestalten wollen.

ARNE AREND, Göttingen

Lüge bleibt Lüge

betr.: Die kleine grüne Lebenslüge“, taz vom 2. 4. 16

Lüge bleibt Lüge, auch wenn die Adjektive klein und grün vorangestellt werden.

Kann bei fortschreitendem Klimawandel der Umbau des Energiesystems hin zu Erneuerbaren nur das Anliegen einer kleinen Ökopartei sein oder geht Überleben uns alle an? Wenn die auf Wachstum fixierten Volksparteien die Großbrücken zu Prestigeprojekten erklären, sollen dann die Grünen auf ihre Ambitionen verzichten, soll deswegen der Aufbau der Erneuerbaren unterbleiben, zumindest noch weiter verlangsamt werden, weil sie niemand sonst puscht? Hierin zu stochern halte ich für unredlich, genauso wie den Vorwurf zu erheben, der Export von Umwelttechnik sei doch vor allem dem Ziel Wachstum geschuldet. Redlicher wäre es, die Diskussion über Wachstum grundsätzlich zu beleben und dabei auch das angesprochene Spannungsfeld Weltkulturerbe und Windräder nicht auszusparen. Die Kulturleistung Windräder sind das Werkzeug, Kultur zu erhalten und die mannigfachen Kulturformen nicht dem Klimawandel auszusetzen. KLAUS WARZECHA, Wiesbaden