ALTE MEISTER (4)
: Kristinä Verkündigung

Es ist die intime Zwiesprache zweier CDU-Frauen, die der Reuters-Fotograf hier vor dem Hintergrund des Schlosses Bellevue beziehungsreich festgehalten hat. Rechts im Bild ist Alt-Familienministerin und Neu-Arbeitsministerin Ursula von der Leyen zu sehen, links Neu-Familienministerin Kristina Köhler, soeben von Bundespräsident Horst Köhler (nicht verwandt, nicht verschwägert) vereidigt. Den Mittelpunkt des Bildes bildet die rechte Hand von der Leyens, deren Zeigefinger leicht ausgestreckt ist und auf das Herz Kristina Köhlers weist, Mittelfinger und Daumen neigen sich einander zu. Dieser klassische Verkündigungsgestus stellt das Bild in die Tradition der Mariä-Verkündigungs-Darstellungen seit dem Mittelalter. Wie bei Fra Angelico (um 1400) verkündet von der Leyen, hier gleichsam der Erzengel Gabriel, den Merkel’schen Auftrag mit den Eingangsworten: „Gegrüßet seist du, voll der Gnaden, der Herr ist mit dir, du bist gebenedeit unter den Weibern.“ Anders als bei den klassischen Darstellungen nimmt Köhler diese Nachricht nicht mit verschränkten Armen auf, vielmehr gibt sie ihre vordere Körperseite preis und heißt die Botschaft willkommen. Auch ihr Gesicht ist offen und erinnert in seiner Verzückung an Berninis heilige Theresa. Mag die eigentliche, telefonische Verkündigung schon einige Tage zurückliegen – dieses Fotogemälde ist dennoch sinnbildlich: kam Kristina Köhler doch zum Ministeramt wie Maria zum Kinde. Nur dass sie selbst die Unions-Heilsbringerin ist, ihr Nachwuchs spielt da nur argumentativ eine Rolle. DAZ