Post von der SPD
: Ab jetzt
wird gefoult

In der Sache scharf, in der Tonlage schrill – mit gleich zwei Mitteilungen kämpft die SPD dagegen, im Fahrwasser des McKinsey-Skandälchens Schaden zu nehmen. Nur: Gegen wen richten sie sich?

Beim Schreiben von Daniela Augenstein vom Mittwochabend ist das noch relativ klar. Da verwehrt sich die Sprecherin des Regierenden Bürgermeisters gegen einen neuen Vorwurf der Vetternwirtschaft im Tagesspiegel. Danach soll Michael Müller einen Parteigenossen mit einem Auftrag bedacht haben im Zuge der Wiederbelebung des Landesamts für Gesundheit und Soziales. Ähnliches hatte die Zeitung bei einer durchaus merkwürdigen Auftragsvergabe an McKinsey geschrieben.

Augenstein betont nun, dass Müller für die beanstandete Auftragsvergabe nicht zuständig gewesen sei, sondern der Sozialsenator. Und schießt ungewohnt deutlich zurück: Sie schreibt von „erneuten Behauptungen“ und „Spekulationen“ – sprich: von einer Kampagne der Zeitung.

Tatsächlich sind die Belege, die der Tagesspiegel für den jüngsten Vorwurf bringt, noch dünner als bei der McKinsey-Vergabe. Doch bei der SPD reagiert man empfindlich, zumal der Koalitionspartner CDU die Ostertage für Wahlkampf-Sticheleien unter Verwendung des Wortes „Filz“ nutzte. So was bleibt leicht beim Wähler hängen.

Deswegen wehren sich gleich vier SPD-Obere am Donnerstag gegen die jüngste Kritik an Müller. Etwa Oliver Igel, Bürgermeister von Marzahn-Hellersdorf: „Es grenzt an Wahnsinn, wenn ich künftig am Imbiss beim Kauf einer Bockwurst fragen muss, ob der Koch ein SPD-Parteibuch hat.“ Parteichef Jan Stöß bezeichnet die eigentlich für das Chaos im Umgang mit Flüchtlingen verantwortlichen CDU-Senatoren als „Totalausfälle“. Ab jetzt wird also geholzt und gefoult. Auch um die Quelle der Informationen zu treffen, die den Tagesspiegel nährt – und wohl in der Union zu suchen ist.

Bert Schulz