180 Jugendliche in Turnhallen

Übergang Zwei Drittel der Unterkunftsplätze für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Turnhallen sind noch belegt. Vergangene Woche hatten Jugendliche wegen der dortigen Zustände randaliert

„Die Jugendlichen sollen schnellstmöglich in regulären Jugendhilfeeinrichtungen untergebracht werden“

David Lukaßen, Sprecher der Sozialbehörde

Weniger als 180 von insgesamt 2.475 Jugendlichen, die alleine nach Bremen geflohen sind, leben derzeit noch in Mehrbettkabinen in drei Turnhallen. Damit sind nach Stand der vergangenen Woche nur noch zwei Drittel dieser Notplätze belegt, teilte am Dienstag David Lukaßen, Sprecher von Sozialsenatorin Anja Stahmann (Grüne), mit.

Hinzu kommen rund 470 junge Männer, die übergangsweise in temporär angemieteten Gebäuden sowie Hotels leben. „Die Jugendlichen sollen schnellstmöglich in regulären Jugendhilfeeinrichtungen untergebracht werden“, sagt Lukaßen.

Vergangene Woche hatten wie berichtet junge Männer in zwei Turnhallen gegen ihre Lebenssituation protestiert, indem sie Teile der Einrichtung, darunter die Trennwände, zerstört hatten. Laut Lukaßen haben in beiden Fällen zwei beziehungsweise drei sogenannte Rädelsführer zwischen 17 und 19 Jahren einen kleinen Teil ihrer Mitbewohner dazu angestiftet, sich auf diese Weise für einen Umzug einzusetzen. „Die anderen haben sich sehr bewusst davon distanziert“, so Lukaßen. Verlegt worden sei infolge der Vorfälle niemand, sagte er. Es gebe jetzt mehr BetreuerInnen, dies sei aber auch schon vorher geplant gewesen.

Dass die Jugendlichen unzufrieden sind, sei verständlich, sagte der Sprecher. Es handle sich um junge Männer, die im Schnitt schon seit einem halben Jahr in Bremen in einer Übergangseinrichtung lebten. Unbefriedigend ist nicht nur ihre Wohnsituation, sondern auch die fehlenden Möglichkeiten, die Sprache zu lernen und zur Schule zu gehen.

Vor zwei Wochen hatte die Bildungssenatorin Claudia Bogedan (SPD) angekündigt, nach den Osterferien 320 neue Vorkursplätze für unbegleitete minderjährige Geflüchtete in den Notunterkünften zu schaffen. Zu diesem Zeitpunkt hatten 550 von ihnen auf einen solchen Platz gewartet.

Sie werden zunächst allerdings nur in zehn Wochenstunden auf den Schulbesuch vorbereitet. Nach den Sommerferien sollen es dann regulär 20 Wochenstunden sein. eib