Angriff der Fußballer im Handballland

Pläne Ein potenter Unternehmer will den ETSV Flensburg in den Profifußball pushen. Der Klub würde dann mit den Handballern der SG Flensburg-Handewitt um Zuschauer und Sponsoren konkurrieren

Ganz oben, an der Grenze zu Dänemark, gibt es seit jeher eine klare Rollenverteilung: Die Nummer eins ist der Handball, die SG Flensburg-Handewitt das Aushängeschild der Region. Fußball spielt dagegen nur eine kleine Rolle. Es hat sich aber nun ein Klub dazu aufgemacht, an diesem Bild etwas zu ändern: Der ETSV Weiche Flensburg, Tabellendritter der viertklassigen Regionalliga Nord, hat Großes vor.

Das Ziel des Eisenbahner Turn- und Sportvereins, noch bis vor wenigen Jahren die Nummer drei der Stadt hinter Flensburg 08 und TSB Flensburg, ist der Profifußball. Der Unternehmer Harald Uhr hat als Mäzen dafür gesorgt, dass aus einem Bezirksoberliga-Team ein Anwärter auf die dritte Liga geworden ist. Der Betonsanierer, der auch Geschäftsführer der ETSV Weiche Liga GmbH ist, sagt: „Viele Leute, die ich bei den Heimspielen der SG Flensburg-Handewitt treffe, sagen mir, dass sie gerne zum Fußball gehen würden.“ Denen will er eine sehr gute Adresse bieten. Uhr beteuert jedoch: „Wir wollen den Handballern nichts wegnehmen. Man kann auch nebeneinander gut arbeiten.“

Doch mittelfristig könnte die Fußball-Konkurrenz dem Handballklub im Kampf um Sponsoren Probleme bereiten. Bei der SG sieht man das aber mit Gelassenheit. „Schleswig-Holstein ist grundsätzlich ein Handballland“, sagt Geschäftsführer Dierk Schmäschke. „Wir haben über Jahrzehnte hinweg nachhaltig gearbeitet und haben einen großen und festen Kreis an Sponsoren.“

Wie ernst sie es in Flensburg mit dem Vorankommen im Fußball meinen, zeigt die Tatsache, dass es zu einer Fusion zwischen dem ETSV und 08 kommen soll. Es würde mit derzeit 40 Teams eine der größten Fußballabteilungen – nicht nur in Schleswig-Holstein – entstehen. „Ein Zusammenschluss unserer Kräfte wird dem Fußball in der Stadt Flensburg, aber auch in der ganzen Region neue Impulse geben und insbesondere auch unserer Jugendarbeit weiteren Aufschwung verleihen“, erklärte Manfred Klarmann, Vorsitzender von Flensburg 08. Sollten die Mitglieder der Klubs dafür votieren, wird die Fusion zum 1.Juli 2017 vollzogen.

Am Ostersonnabend gewannen die Flensburger zudem im Landespokal-Halbfinale beim Eicheder SV mit 1:0. Mit einem Sieg am 28.Mai im Endspiel gegen den Regionalliga-Konkurrenten VfB Lübeck wäre der Einzug in die erste Runde des DFB-Pokals geschafft. Dies brächte eine Einnahme von 140.000 Euro.

Sollte dem ETSV noch in dieser Saison der Sprung in die dritte Liga gelingen, sähe er sich mit infrastrukturellen Anforderungen des Deutschen Fußball-Bunds konfrontiert. Der DFB verlangt von Drittligavereinen ein Stadion mit einer Kapazität von 10.000 Zuschauern, davon 2.000 Sitzplätze, eine Flutlichtanlage mit mindestens 800 Lux und eine Rasenheizung.

So etwas wäre nur im Flensburger Stadion, der Spielstätte von 08, möglich, denn das ETSV-Stadion fasst nur 2.500 Zuschauer. Unterstützung hat die Stadt Flensburg bereits angekündigt: Sie wäre dazu bereit, sich an den auf annähernd zwei Millionen Euro geschätzten Kosten des Stadionumbaus zu beteiligen.Christian Görtzen