LeserInnenbriefe
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Schlagworte klingen wie Hohn

betr.: „Die Angst vor dem Entgleiten“, taz vom 23. 3. 16

Freiheit – Gleichheit – Brüderlichkeit. Das waren einmal die Schlagworte zur Überwindung der Monarchie. Was ist davon geblieben? Freiheit: Sie ist die Freiheit der Ausbeutung der Menschen in den Bergwerken, auf den Zuckerrohr-, Ananas- oder Baumwollplantagen, bei uns der Kleinbauern und des Pflegepersonals, die Freiheit der Lieferung von Waffen und Munition, um einige Beispiele zu nennen. Freiheit auch zu Zerstörung und Vergiftung der Umwelt mit Folgen für die ganze Menschheit. Gleichheit: Die Schere zwischen arm und reich wird immer größer, die Großen fressen die Kleinen, weltweit. Demokratie hat sich zu einer Diktatur der Konzerne entwickelt. Brüderlichkeit: Bestraft wird, wer Flüchtlingen hilft (6.000 Euro für eine Autofahrt und eine Tasse Tee, taz vom 22. 3.). Wenn Bundespräsident Gauck erklärt, wir verteidigen unsere europäischen Werte, klingt das für mich wie Hohn. Wir werden den Terrorismus nicht besiegen, solange Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung nur nachrangige Ziele sind. ANITA SCHWAIER, Angermünde

Die Egozentrik Europas

betr.: „Erst Panik, dann Schockstarre“, taz vom 23. 3. 16

„Je suis Bruxelles“, ruft die Welt. Aber bedeutet Empathie und Nächstenliebe nicht auch, dass wir Aleppo und Kabul, Islamabad und Istanbul „sind“? Traurig diese doch anscheinend so allzu menschliche Egozentrik Europas, dass die Tragödien des Nahen Ostens nur noch als Randbemerkungen erscheinen. Und was für eine – auch kulturelle – Tragödie, dass sich das Bild des im Innersten so friedliebenden und poetischen Islam so sehr verzerrt, dass wir nur noch an Terror und Bürgerkrieg denken statt an den Duft von Kaffee und Gewürzen, die märchenhaften Städte Damaskus und Samarkand. Es wäre zu hoffen, dass nun auch die islamische Welt aufbegehrt gegen das aus dem eigenen Innern Zerfressenwerden, dass Imame und alle gläubigen Muslime – auch und vor allem in Europa – ihren Kindern zeigen, was es bedeutet, tatsächlich zu „glauben“ und für die Werte der eigenen Religion einzustehen! JAN MICHAEL HORSTMANN, Radebeul

Kritisch, nicht nationalistisch

betr.: „Verstehen Sie Wagenknecht?“, taz vom 22. 3. 16

Frau Wagenknecht muss man nicht in jeder Hinsicht mögen, aber sie als „nationalistisch“ einzustufen, bloß weil sie Selbstverständlichkeiten in Verbindung mit dem Flüchtlingsthema ausspricht, ist doch wohl daneben. Ich weiß nicht wie weit sie „proeuropäisch“ ist. Als Sozialist und deutscher Europäer, für den ich mich halte, kann ich mir aber vorstellen, dass sie – wie ich – von der EU nicht begeistert ist.

Ein Staatenbund, in dem wenig Solidarität herrscht, in dem das Parlament von untergeordneter Bedeutung ist, in dem der Marktfetischismus zum Gesetz erhoben wurde, in dem Wettbewerbs- und Privatisierungsmanie herrschen, in dem es keine einheitliche Sozialgesetzgebung, dafür aber weite Entfaltungsmöglichkeiten für Steuerhinterzieher und Spekulanten gibt, und in dem die Ausbeutung der Arbeitnehmer an der Tagesordnung ist, das ist nicht, was ich mir als ehemaliges langjähriges SPD-Mitglied erträumt habe. Aber solch kritische Haltung macht jemanden noch nicht zum Nationalisten. HERWIG SCHENK, Minden

Bayern = Weißwurst

betr.: „Verstehen Sie CSU?“, taz vom 23. 3. 16

Ja mei, Frau Christina Schmidt, Ihre Kurzanalyse geht noch kürzer: Bayern = Weißwurst. Und die wird „gezutscht“. Was ist eigentlich „zutschen“? Es ist immer wieder erheiternd: Wenn Preiß‘n bayrisch redn, klimmt nur Krampf raus. Bsonders, wenn sie es a no schreibn. Habe die Ehre und Servus.

FRIEDRICH LÖSCH, Ostfildern,Bayer in schwäbischer Diaspora