Wohin in Bremen?:
Samstag , 19.30 Uhr,Stadttheater Bremerhaven
Ein Totentanz
Das „Requiem“ war Mozarts letzte Arbeit und zählt wohl nicht zuletzt wegen der zeitlichen Nähe zu seinem eigenen frühen Ende auch zu den berühmtesten. Unzählige Male ist dieses zentrale Werk sakraler Chormusik aufgeführt und adaptiert worden: als Filmmusik, von Metalbands verarbeitet – oder eben im Tanz aufgeführt. So nun auch im Stadttheater Bremerhaven, wo die Ballettcompagnie des Hauses mit einer neuen Requiem-Inszenierung von Chefchoreograf Sergei Vanaev am Samstag Premiere feiert. Musikalisch begleitet von der Philharmonie, sowie Chören und SolistInnen.
Samstag, 20 Uhr,Schwankhalle
Leiden in und wegen Wörtern
Dem leidenden jungen Werther geht es auch dann nur um sich, wenn er über seine angeschmachtete Lotte verzweifelt. Aber das wissen Sie sicher. Schließlich wurde Goethes Briefroman ja nun bis zum Erbrechen in bald jedem Deutschunterricht zum Zerlesen dargereicht. Vielleicht hat das ja auch den Titel der neuen Schwankhallen-Performance, „Die Leiden der jungen Wörter“, gespeist. Wahrscheinlicher ist aber doch die Unzulänglichkeit der Wörter gemeint, wenn sie Gefühle zum Ausdruck bringen sollen. Auch wenn man so viel Subtilität der Hildesheimer Performance-Gruppe zunächst nicht zutrauen mag, die doch immerhin den Namen Vorschlag:Hammer führt. Auf dem Programm steht jedenfalls große Sprachkunst, wenn der Originaltext mal zitiert, mal frei nacherzählt und dann assoziativ fortgesponnen wird. Gute Laune verspricht zwar auch dieser Werther nicht, dafür aber schön verstrahlte Spielfreude und beeindruckende Arrangements aus Farbe, Licht und Schatten.
Sonntag , 18 Uhr,Kulturkirche St. Stephani
Das Ende naht schon wieder
Ihre Lust am Weltuntergang müssen sich dubiose Religionsgemeinschaften heute mit der Popkultur teilen. Ob Zombiehorden, Aliens oder das Klima: Wer sich nach einer handfesten Welt ohne Steuererklärung, Diätplan oder lästige Nachbarn sehnt, muss in Fernsehprogramm, Comicladen oder Kino nicht lange danach suchen. Und auch, wer diese oft kaum kaschierte Zivilisationsfeindschaft angesichts der Weltlage nicht mehr mit Humor nehmen mag, kann dem Gedankenspiel mit Sicherheit etwas abgewinnen. In der Stephani-Kulturkirche wird sich derweil dem wohl bekanntesten Untergangsszenario gewidmet: der Offenbarung des Johannes. Die Bremer Künstlerin und Kulturkirchen-Stipendiatin Patricia Lambertus hat die christliche Kunstgeschichte nach Apokalypsen-Bildern durchforstet und mit nachrichtlichen und popkulturellen Katastrophen verschnitten. Herausgekommen ist ein beeindruckendes Panorama, das im „Kulturgottesdienst“ am Sonntag mit Pastorin Diemut Meyer zu bestaunen ist.
Donnerstag, 20 Uhr, Theater am Goetheplatz, Kleines Haus
Struktur tanzen
Am Goetheplatz geht es auch mit der am Donnerstag anstehenden Premiere weiter um die werte Familie – ein unübersehbar drängendes Thema dieser Spielzeit. Allerdings soll das Tanzstück „The Maidenhair Tree & The Silver Apricot“ von Hauschoreograf Samir Akika nun nicht die nächste konkrete Geschichte tragischen Miteinanders erzählen. Der Titel zitiert die englische Bezeichnung des Ginkgo-Baums, der sich wie ein Stammbaum verästelt. Um die Strukturen und Formen hinter den Menschen soll es also gehen. Einen „puristischen Tanzabend“ verspricht das Programm.
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