Gemeinsam Abwaschen

Stadtchefs aller Länder vereinigen sich in Bochum

In zehn Tagen sind Deutschlands Stadtfürsten in Bochum zuhause: Auf dem bundesweiten Kongress „Zukunft gestalten statt Mangel verwalten“ suchen 3.000 Stadtchefs neue Partner für ihre Kommunen. Der Verein mit dem sperrigen Namen „Kommunale Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsvereinfachung“ (KGSt) lädt dazu ein.

Der 1949 gegründete Verein spielt hinter den Kulissen: Obwohl er oft größeren Einfluss auf die Politik der Städte hat als sein bekannter Bruder, der deutsche Städtetag, kennen ihn fast nur Beamte. Seine Aufgabe: Eine Politik für alle Städte. Die Probleme in den Städten gleichen sich, also sollen sich auch die Lösungen gleichen. Kommunen sollen Aufgaben abgeben und ihre Arbeit teilen. Rechtsämter können zusammen gelegt, Personal vieler Städte von einer Stelle aus bezahlt werden.

Das ist auch heute schon so: Wasser und Gasleitungen gehören vielen, Busse fahren über Städte hinweg und der Müll kommt auf gemeinsame Halden. Im Ruhrgebiet gibt es gemeinsame Flächennutzungspläne, große Einkaufszentren werden, zumindest pro forma, abgesprochen. Zudem ist eine Zusammenlegung der Chemischen Untersuchungsämter von Dortmund und Bochum geplant. All diese Entwicklungen schreibt sich die KGSt auf die Fahne.

Einfache Kunden sind die Städte allerdings nicht. Viele bangen um ihre Identität, OberbürgermeisterInnen wollen alle Zügel in der Hand halten. „Es gibt noch heilige Kühe“, sagte Dirk Greskowiak von der KGSt gestern in Bochum. Kulturinstitute wollten eigenständig bleiben, BürgerInnen wünschen sich den Briefkopf ihrer Stadt auf den Zuschriften der Verwaltung. Für die KGSt ist dies kein Hindernis: Dann sollen eben einheitliche Call-Center in Kiel die Herkunft des Anrufers erkennen und sich aus dem hohen Norden mit „Stadt Bochum“ melden. Dafür müsse das Personal nur gut geschult sein. Auch das sei kein Problem, sagte Greskowiak, die Fragen an ein Call Center seien leicht zu beantworten: JedeR vierte Kölner Anrufer frage nach der Höhe des Doms, dicht gefolgt von Fragen zur Müllabfuhr.

Neben den Call-Centern beraten die Stadtchefs vom 2. bis 4. November über Schuldenmanagement, Hartz-IV und welche Chancen in einer alternden Belegschaft liegen können. Die Stadt Bochum profitiert allerdings schon jetzt von der Tagung: Veranstaltungen mit so vielen essenden, shoppenden und übernachtenden TeilnehmerInnen bringen der Stadt etwa 150.000 Euro ein.

ANNIKA JOERES